Olympiagelände

Westend

Der im Berliner Westend gelegene Olympiapark wurde 1909 in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1916 angelegt, die wegen des Ersten Weltkriegs nicht stattfanden. Für die Olympischen Spiele 1936 wurde das Gelände ausgebaut und für die nationalsozialistische Propaganda genutzt. Es repräsentiert in seiner künstlerischen Ausarbeitung sowie der architektonischen und topografischen Monumentalität die nationalsozialistische Ideologie.

Auf dem Olympiagelände wurden anlässlich der Olympischen Spiele 1936 mehrere Straßen benannt. Die Straßennamen ehren verschiedene Männer, die alle eine Verbindung zum Sport haben. Beispielsweise sollen der Jahnplatz und die Friedrich-Friesen-Allee an Personen aus der Turn- und Nationalbewegung erinnern, an deren Körperpolitik und frühantisemtische Motive der Nationalsozialismus anschlossen. Zudem wird auch an Johann Guts Muths (1759-1839) mit dem Gutsmutsweg gedacht, der ebenfalls Teil der Turn- und Nationalbewegung war. Der Schenkendorfplatz ehrt Max von Schenkendorf (1783-1817), einen wichtigen Lyriker der Befreiungskriege. Der Hueppeplatz und der August-Bier-Platz ehren Mediziner, die eine völkische Körperideologie in den Sport übersetzten. Der Hanns-Braun-Platz und der Körnerplatz sollen sehr jung gestorbene deutsche Soldaten ehren und lässt sich in eine größere Stilisierung eines Opfer- und Heldenmythos auf dem Olympiapark einordnen, welcher auch den Sport als Vorbereitung auf ein ebensolches “Opfer” für das Vaterland darstellt. Mit dem Hindenburgplatz wird einer der wichtigsten politischen Wegbereiter des Nationalsozialismus erinnert. Einige der Straßennamen in und um das Olympiagelände wurden bereits umbenannt.

Stand der Umbenennung

Die erste Umbenennung fand 1984 statt, als die ehemalige “Stadion-Allee” in “Jesse-Owens-Allee” umbenannt wurde, um an den vierfachen Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele 1936 Jesse Owens (1913-1980) zu erinnern – ein Schwarzer, US-amerikanischer Sportler. 1997 wurde die “Reichssportfeldstraße” in “Flatowallee” umbenannt, um an die jüdischen Turner Alfred Flatow (1969-1942) und Gustav Flatow (1875-1945) zu erinnern, die beide im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet wurden. Schließlich ist hier auch der 2014 benannte Gretel-Bergmann-Weg im Olympiapark zu nennen. In Erinnerung an die jüdische Sportlerin Gretel Bergmann (1914-2017), die von den Olympischen Spielen 1936 ausgeschlossen wurde, wurde eine Straße gewählt, die vorher keinen Namen hatte. Die Mehrzahl der Straßennamen ist bis heute unverändert geblieben und wird in der Öffentlichkeit wenig bis gar nicht diskutiert. Ein Beitrag von Felix Sassmannshausen in dem von Samuel Salzborn herausgegebenen und 2024 erschienen Sammelband “Monumentaler Antisemitismus? Das Berliner Olympiagelände in der Diskussion“ kontextualisiert diese Straßennamen.

Unsere Empfehlung

Auch wenn es in einzelnen Fällen mehr Forschung bedarf, um zu abschließenden Urteilen über persönliche, antisemitische und nationalsozialistische Überzeugungen bedarf, ist unserer Meinung das Gesamtensemble zu kontextualisieren. In einigen Fällen jedoch ist klar, dass Wegbereiter und Vertreter der nationalsozialistischen Ideologie geehrt werden, weswegen eine Umbenennung nach dem Berliner Straßengesetz zwingend notwendig ist.

Literatur

  • Sassmannshausen, Felix: Körper im Dienst der Volksgemeinschaft. In: Salzborn, Samuel (Hrsg.): Monumentaler Antisemitismus? Das Berliner Olympiagelände in der Diskussion. Baden-Baden 2024, 177–194.

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