Wo wird erinnert?

Mit dem gesellschaftlichen Anspruch auf Gleichberechtigung und Demokratie müsste auch eine Demokratisierung des öffentlichen Raumes einhergehen. Dennoch ehren zahlreiche Orte unkommentiert Personen, die sich der Entstehung einer antiziganistischen Ideologie schuldig gemacht bzw. aktiv an der Verfolgung mitgewirkt haben. Die Ede-und-Unku-Straße, die 2010 in Berlin-Friedrichshain nach dem bekannten Buch der Autorin Alex Wedding benannt wurde, ist ein einsames Positivbeispiel. Auf dem Gelände des ehemaligen Zwangslagers Marzahn konnten Überlebende eine Gedenkstätte errichten.

Dort erzählen aufgestellte Stelen die Biografien einiger Lager-Inhaftierten. Die Straße zur und der Platz vor der Gedenkstätte ist zudem dem ehemals dort internierten Otto Rosenberg gewidmet. Dass die stetige Erinnerung und Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen unabdingbar sind, zeigt der Umgang mit dem Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma im Berliner Tierpark. Nach jahrzehntelangen Kämpfen konnte das Denkmal 2012 eingeweiht werden. 2020 – nur 75 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes – ist das Denkmal erneut durch den Bau einer S-Bahn-Trasse bedroht.

Zur Aufarbeitung und Aufklärung gehört auch eine veränderte Gedenkkultur. Mit unserem Projekt haben wir einen Versuch gestartet, die Bestehende kritisch zu kommentieren.