Femizide in Berlin

Zohra

Alter: 31 Jahre
Wohnort: Berlin-Pankow
Datum des Femizids: 29. April 2022
Relation zum Täter: Ex-Ehemann
Ort des Femizids: Pankow, Ecke Maximilianstraße – Mühlenstraße

Zohra Mohammad Gul, 31 Jahre alt, wurde am 29. April 2022 an der Straßenkreuzung Maximilianstraße-Mühlenstraße in Berlin-Pankow von ihrem Ex-Ehemann erstochen. Laut dem rbb wurde Zohra Mohammad Gul mit mindestens 12 Messerstichen auf offener Straße getötet. Das Motiv des Ehemanns sei, so die Berliner Staatsanwaltschaft, gekränkter Stolz und verletzte Ehre durch die Scheidung sowie Eifersucht.

Zohra Mohammad Gul wurde 2008 in Afghanistan durch ihre Eltern zwangsverheiratet. Zu diesem Zeitpunkt soll sie 17 Jahre alt gewesen sein. Die Ehe war durch Gewalttaten und Misshandlungen geprägt. Laut Staatsanwaltschaft hat Zohra Mohammad Gul unter dem Einfluss ihres Vaters die Taten des Ehemanns vorerst hingenommen. Sechs Kinder gingen aus der Ehe hervor, das jüngste Kind wurde 2019 geboren. Mit Hilfe von Schleusern verließ die Familie im selben Jahr ihre Heimat Afghanistan. Ab 2020 führt Zohra Mohammad Gul mit ihrer Familie ein Leben in Berliner Flüchtlingsunterkünften. Auch während dieser Zeit muss sie weitere Gewalttaten und Misshandlungen ihres Ehemanns ertragen. Im Februar und März 2022 brachte sie schließlich zwei Taten zur Anzeige. Der Ehemann erhielt daraufhin ein Betretungsverbot für das bewohnte Flüchtlingswohnheim, später folgten die Wohnheimverweisung und die Scheidung.

Am Vormittag des 29. April 2022 wurde der Femizid an Zohra Mohammad Gul verübt.

Für 18 Verhandlungstage, bis Februar 2023, ist der Prozess um den Femizid an Zohra Mohammad Gul am Landesgericht Berlin angesetzt. In diesem Zeitraum soll geklärt werden, ob der Ex-Mann tatsächlich der Täter ist, inwieweit Frauen mit dramatischen Erlebnissen von Behörden in Berlin geschützt werden und ob diese durch Nachlässigkeit und Fehlannahmen den Femizid an Zohra Mohammad Gul mitzuverantworten haben.