Albert Speer

Die “Befreiung” vom Nationalsozialismus in Deutschland jährt sich im Mai zum 77. Mal. Doch auch beinahe acht Jahrzehnte nach dem Fall des NS-Regimes, ist Berlin geprägt von der Zeit Nationalsozialistischer Herrschaft.

Der Architekt Hitlers

Mitverantwortlich dafür ist der Architekt Albert Speer (1905 – 1981), der 1931 von Adolf Hitler (1889 – 1945) fasziniert der NSDAP beitrat. 1933 erhielt er den Auftrag das Gebäude des Propagandaministeriums umbauen und wurde in der Folge immer wieder mit der Ausstattung von Massenkundgebungen betreut. Durch die Inszenierung von Aufmärschen durch Lichteffekte und Fahnen kreierte er eine nationalsozialistische Ästhetik und machte Hitler auf sich aufmerksam. Der übertrug ihm dann die Planung der Neuen Reichskanzlei in Berlin und der Parteitagsbauten in Nürnberg.

Begeistert vom Speers Arbeiten, ernannte er ihn 1937 zum Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt “Germania”. Ab 1942 wurde Speer sogar Reichsminister für Bewaffnung und Munition.

Nach Kriegsende, gab Speer sich im Gegensatz zu anderen Nationalsozialisten als aufgeschlossen. Er erfand ein Attentat auf Hitler, dass es nie gegeben hat, um nicht zum Tode verurteilt zu werden. Angeblich habe er im Frühjahr 1945 vorgehabt, Hitler mit Giftgas im Berliner Führerbunker umzubringen. Allerdings kam es nie zu dem angeblichen Anschlag, weil Hitler – laut Speers Aussage – plötzlich angeordnet habe, den Luftschacht des unterirdischen Bunkers mit einem vier Meter hohen Betonkamin auszurüsten. In den Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg wurde Speer trotzdem zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er komplett im Gefängnis in Spandau absaß.

Germania – Berlin als Welthauptstadt

Am bekanntesten ist Speer für seinen und Hitlers utopischen Plan vom “Umbau” Berlins als Reichshauptstadt “Germania” mit 8 Mio. Einwohner:innen. Radikale Umbaupläne waren zu der Zeit keine Neuheit – man bedenke die Umbaupläne von Le Corbusier (1887 – 1965) in Paris. “Germania” erschreckt jedoch durch seine Monumentalität und Durchführung.

Berlin wurde durchzogen von einer Nord-Süd-Prachtstraße mit einem monumentalen Triumphbogen und dem großen Südbahnhof mit der Ruhmeshalle, sowie den großen Nordbahnhof. Dazu kam eine mittig kreuzende Ost-West-Achse und weitere besonders markante Bauwerke. Als Ersatz für die wegfallenden Flächen in der Innenstadt sollten unter anderem im Grunewald eine neue Hochschulstadt sowie im Osten und Süden Berlins neue Stadtteile entstehen.

Albert Speer war der Leitende Stadtplaner von “Germania”, unterstützt durch zahlreiche andere NS-konforme Künstler wie der Bildhauer Arno Breker. Das gesamte Projekt sollte von den unterworfenen Ländern finanziert werden. Materialien und Arbeitskräfte kamen aus umliegenden Konzentrationslagern. Für Arbeiten im Zusammenhang mit der Welthauptstadt Germania wurde von vornherein mit Zwangsarbeiter:innen und KZ-Insass:innen geplant.

Spuren von “Germania”

Der Bau begann 1938 und endete aufgrund des Krieges 1943. Es hätten insgesamt 50.000 Wohnungen abgerissen werden müssen. Die Abrissarbeiten liefen ebenfalls bis 1943.

Durch systematische “Entjudung” sollten Wohnungen frei werden für Menschen die wegen der Bauarbeiten umziehen mussten. Somit beschleunigte der Umbauplan Speers den Holocaust. Auch heute sehen wir noch Spuren von “Germania” im Berliner Stadtraum.

1935 wurde Teil ein Teil der Ost-West-Achse vom Brandenburger Tor bis zum ehemaligen Adolf-Hitler-Platz (heutiger Theodor-Heuss-Platz) fertiggestellt, die heutige Straße des 17. Juni. Die Siegessäule war dazu vom Königsplatz (heutiger Platz der Republik) vor dem Reichstag auf den Großen Stern versetzt und hierbei um 7,5 Meter durch einen Sockel aus rotem Granit erhöht worden. Am Großen Stern sollte ein Forum für das “Zweite Reich” entstehen – das Kaiserreich ab 1871. Die Nationalsozialisten sahen sich in einer direkten Traditionslinie dessen, sowie des “Ersten Reiches”, dem Heiligen Reich Deutscher Nation. Dieses Forum umfasste neben der Siegessäule auch Statuen vom ehemaligen Königsplatz, auch das Bismarck Nationaldenkmal. Weitere Spuren sind beispielsweise der Tiergartentunnel und der Schwerbelastungskörper, der als Vorarbeit für den geplanten Triumphbogen aufgestellt wurde.

LITERATUR

Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung (Hg.): Zwangsarbeit in Berlin und Brandenburg, URL: https://www.politische-bildung-brandenburg.de/themen/nationalsozialismus/arbeit-macht-frei-ns-lager/zwangsarbeit-berlin-und-brandenburg, 27.09.2021.