Sichtbarkeit rassistischer Gewalt im Stadtraum

Diskriminierungen und Gewalttaten finden in unserem Stadtraum Tag für Tag statt. Das Berliner Register zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle in Berlin zählte für 2020 im Jahresabschlussbericht 3.822 gemeldete Vorfälle in Berlin, die Dunkelziffer wird um einiges höher eingeschätzt. Es handelt sich hierbei meistens um rassistische, antisemitische und LGBTQI*-feindliche Propaganda, Beleidigungen und Angriffe.

“Die höchsten Anstiege unter den dokumentierten Inhalten verzeichneten die Kategorien NS-Verharmlosung (2020: 619; 2019: 353), Antisemitismus (2020: 774; 2019: 598) und Aktivitäten gegen politische Gegner*innen (2020: 383; 2019: 266). Diese Anstiege haben verschiedene Ursachen: Einen Schwerpunkt bildeten Veranstaltungen und Demonstrationen der Corona-Leugner*innen oder -skeptiker*innen, auf denen antisemitische und rassistische Verschwörungsmythen verbreitet und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit dem Holocaust und der NS-Diktatur gleichgesetzt wurden. Einen weiteren großen Anteil am Anstieg der NS-verharmlosenden und -verherrlichenden Vorfälle hatten Einzelpersonen, die täglich Hakenkreuze und NS-Parolen schmierten. Besonders viele solcher Vorfälle wurden in Lichtenberg dokumentiert, aber auch in Friedrichshain, Neukölln, Tempelhof-Schöneberg und Treptow-Köpenick gab es diese Entwicklung.”

Zu den “Hotspots” rassistischer polizeilicher Gewalt zählen die Berliner Bezirke Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg- hier werden Mitbürger:innen häufig anlasslos kontrolliert und verdächtigt, respektlos behandelt und überwältigt, weil sie nicht weiß sind.

Als Zeichen der Selbstermächtigung hat die Initiative Wo ist unser Denkmal?  mithilfe von unbekannten Aktivist:innen im September 2020 auf dem Oranienplatz in Kreuzberg ein Mahnmal in Gedenken an die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt errichtet. An diesem Ort kann erinnert, getrauert, gesprochen und gehört werden. Berlin braucht mehr Denkmäler, die das Wegsehen und Weghören unmöglich machen, sodass eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit rassistischer und antisemitischer Diskriminierung und Gewalt erfolgen muss.

„Rassistische Polizeigewalt ist noch immer Alltag. Menschen müssen jeden Tag Gewalt erleben – und einige überleben diese nicht. So sind 178 Menschen seit 1990 in deutschem Polizeigewahrsam ermordet worden. An all diese Menschen wollen wir erinnern und fordern Gerechtigkeit. Dafür fehlt uns der Ort, denn die Opfer von Rassismus werden nicht nur im öffentlichen Diskurs, sondern auch im öffentlichen Raum unsichtbar gemacht. Deswegen nehmen wir uns den Ort selbst.“

Hier könnt ihr einen Vorfall bei diskriminierung-berlin.de melden:

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