Henry-Ford-Bau

Dahlem

Das 1954 fertiggestellte und im gleichen Jahr nach dem Automobilhersteller und Erfinder Henry Ford (1863 – 1947) benannte Gebäude der Freien Universität Berlin steht seit 2007 in der Kritik. Gegenstand der Diskussion sind antisemitische Publikationen Fords und dessen Beteiligung an der deutschen Rüstungsproduktion.

Der US-Amerikaner Henry Ford gründete 1903 die Ford Motor Company und führte damit das Modell des “Fordismus” – der Fließbandproduktion – ein. Nebenberuflich gab Ford die antisemitische Zeitung “Dearborn Independent” heraus, die von 1919 bis 1927 erschien und die darauf basierende Buchreihe “The International Jew: The World’s Foremost Problem”, welche von 1920 bis 1922 in den USA publiziert wurde. Die Buchreihe erreichte eine Auflage von über 500.000 Exemplaren und erschien in 16 Sprachen. Das Buch förderte die nationalsozialistische Ideologie in Deutschland und machte Adolf Hitler (1889 – 1945) auf Ford aufmerksam, der sich in “Mein Kampf” auf ihn als Inspiration bezog. 1938 wurde Henry Ford das “Großkreuz des Deutschen Adlers” – die höchste nationalsozialistische Auszeichnung für Ausländer:innen – verliehen.

Bereits 1925 hatte Ford begonnen auch in Deutschland Autos zu produzieren. 1931 verlegte die Firma German Ford ihr Werk nach Köln. In den Kriegsjahren stieg der Wert der deutschen Tochterfirma der Ford Company um 50 Prozent an, da Ford offiziell Automobile an die Wehrmacht lieferte sowie an die SS und die Polizei. Nach 1941 stellte German Ford nur noch Militärlaster her. Die amerikanische Ford Company gab an, nach der Kriegserklärung der USA 1941, den Einfluss auf das deutsche Ford Werk verloren zu haben was allerdings bezweifelt wird. In den deutschen Ford Werken wurden zudem Zwangsarbeiter:innen eingesetzt. Bis 1943 waren die Hälfte der Arbeiter:innen ausländische Kriegsgefangene.

Der Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin in Dahlem wurde zwischen 1952 und 1954 nach Plänen der Architekten Franz-Heinrich Sobotka (1907 – 1988) und Gustav Müller (1906 – 1987) errichtet und 1954 benannt.

Stand der Umbenennung

Eine Initiative des Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der FU Berlin fordert seit der Sanierung des Gebäudes 2007 die Umbenennung des Gebäudes. Henry Ford sei aufgrund seiner Nähe zum Nationalsozialismus nicht geeignet als Namensgeber. Während der ersten Debatte 2007 entgegnete die FU, dass das Gebäude eigentlich dem Enkel des Unternehmers Henry Ford II. gewidmet sei. Dieser hatte mit den Mitteln seines Großvaters den Bau mitfinanziert. Der AStA findet diese Theorie unglaubwürdig und verwies auf die Unterlagen der Benennung 1954, wo über den Enkel Fords kein Vermerk gemacht wurde. 2020 veröffentlichte der AStA der Freien Universität Berlin eine Stellungnahme zur geforderten Umbenennung und fordert einen transparenten Umbenennungsprozess vom Präsidium der Freien Universität Berlin.

Zur Karte Zum Verzeichnis