Die Umbenennung der Petersallee

Langer Weg zur Umbenennung

Am 23. August 2024 wurde die Petersallee feierlich von zivilgesellschaftlichen Initiativen und dem Bezirksamt Mitte umbenannt. Die Straße ehrte ab 1939 den Kolonialverbrecher Carl Peters und war Teil des sog. Afrikanischen Viertels in Berlin-Wedding. Hier wurden von 1899 bis 1939 Straßen die Namen von Orten und Personen der deutschen Kolonialgeschichte gegeben.

1986 reichte die Weddinger Alternative Liste (AL) einen Antrag zur Umbenennung der Petersallee, Lüderitzstraße und dem Nachtigalplatz ein. Sie schlugen vor, den Platz und die Straßen nach „Helden der Hererozeit” wie Samuel Maharero (1856-1923) und Hendrik Witbooi (1830-1905) und der Gegenwart Nelson Mandela (1918-2013) und Albert John Luthuli (1898-1967) zu benennen und damit öffentlich gegen Kolonialismus Stellung zu beziehen. Nachdem sie bei den anderen Parteien keine Mehrheit hierfür fanden, konzentrierten sie ihre Umbenenungsbestrebungen auf die Petersallee und schlugen die Umbenennung in Namibiastraße vor. Die anderen Parteien sprachen sich dagegen aus. Die SPD schlug vor, die Straße nach Albert Schweitzer (1875-1965) zu benennen, dieser wurde jedoch bereits im Ostteil der Stadt geehrt.

Nach 38 Jahren

Zwei Personen aus der AL befestigten am 8. Mai 1985 zur Bekräftigung ihres Antrags kleine Schilder an die Straßenschilder der Petersallee:

“(1856-1918) / genannt: ‘Hänge-Peters’ / Kolonialist, Rassist, Sadist / 1939 durch Umbenennung dieses Teils der Londoner Str. von den Nazis geehrt.” (Hahn, S. 122)

Sie wurden dabei von der Polizei angesprochen, erhielten jedoch keine Strafe, da es über das Anbringen von Zusatzschildern keinen Paragraphen gab. Der Weddinger SPD-Vorsitzende Bernd Schimmler, der ebenfalls der Vorsitzende des Weddinger Heimatvereins ist, stellte anschließend einen Antrag auf Umwidmung der Straße nach Dr. Hans Peters, einem CDU-Politiker. Die CDU schloss sich an.

Es bedurfte jahrzehntelanger Aufklärung und zivilgesellschaftlichen Engagement, bis die BVV Mitte 2018 die Umbenennung beschloss. Und es dauerte noch weitere sechs Jahre bis schließlich die Umbenennung vollzogen werden konnte.

Am 23. August – dem internationalen Tag der Erinnerung an den Sklavenhandel und dessen Abschaffung –  fand das Umbenennungsfest statt. Die von zivilgesellschaftlichen Initiativen organisierte Veranstaltung begann mit einem Trauermarsch zur ehemaligen Petersallee. Es gab einen Redebeitrag des Vertreters der Botschaft von Tansania in Berlin und der Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger. Die Schildenthüllungen wurden mit Redebeiträgen von Mayaka Sururu Mboro und Israel Kaunatjike begleitet.

Der Arbeitskreis Stadtraum von Decolonize Berlin e.V., von dem auch Straßenlärm Berlin ein Teil ist, hat die Umbenennung mit einem Mobilen Erinnerungsort begleitet. Hier konnten Teilnehmende am Umbenennungsfest ihre Erinnerungen und Wünsche aufschreiben und  an eine Litfaßsäule anbringen.

Die Straßen, die Kolonialverbrecher im sog. Afrikanischen Viertel ehren, sind nun umbenannt. Die Umbenennung des Nettelbeckplatzes und der M*Straße lassen allerdings auf sich warten.

Quellen

  • Archiv Mitte Museum: Drucksache Nr. 1418, 1985.
  • Archiv Mitte Museum: Unbekannter Herausgeber: Petersallee. „Nazi-Idol soll nicht mehr Namenspatron sein. Petersallee soll aber Namen behalten”, 7.11. 1985.
  • Archiv Mitte Museum: Weddinger Stachel (Hg.): Petersallee bald mit neuem Namen? Juni 1985.
  • Hahn, Gisela, in: Karwelat, Jürgen: Straßenbenennungen. Eine höchst bürokratische Angelegenheit, S. 79-82., S. 122.