Dönhoffstraße

Karlshorst

Die Dönhoffstraße ist nach dem preußischen Politiker August Karl Graf von Dönhoff-Friedrichstein (1845–1920) benannt, der als Vertreter der Deutschkonservativen Partei und als Gründungsmitglied der Deutschen Vaterlandspartei, die mit rechtsextremen und antisemitischen Ideologien, den Rechtsradikalismus während der Weimarerer Republik förderte.

 

Aufgrund seiner Zugehörigkeit zu dem Adelsgeschlecht Dönhoff wuchs der Sohn des preußischen Außenministers August Heinrich Hermann von Dönhoff (1797–1874) privilegiert im Schloss Friedrichstein auf und studierte nach Beendigung seines Abiturs Rechtswissenschaften.

Bis zum Tod seines Vaters diente er dem Kaiserreich im Auswärtigen Dienst, ehe er 1874 als Nachfolger seines Vaters einen Platz im Preußischen Herrenhaus, das als erste Kammer des preußischen Landtags galt, erhielt. 1881 zog er mit der Deutschkonservativen Partei (DtKP) in den Deutschen Reichstag des Kaiserreichs ein.

 

Die Deutschkonservative Partei

Die Deutschkonservative Partei war, wie das Wort konservativ (aus dem lat. conservo = bewahren) bereits ausdrückt, eine Partei, die sich von 1876 bis 1918 für den Machterhalt des monarchistischen Adels und die politischen Interessen der preußischen Elite und Großgrundbesitzern einsetzte. Darüber hinaus vertrat die Partei eine anti-sozialdemokratische Haltung und lehnte eine Demokratisierung der Verfassung ab.

Doch vor allem durch ihre antisemitische und kolonialistischeKolonialismusDer Begriff Kolonialismus bezeichnet ein auf Erwerb und Ausbau von Kolonien gerichtete Politik unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen, militärischen und machtpolitischen Nutzens für das Mutterland bei gleichzeitiger politischer Unterdrückung und wirtschaftlicher Ausbeutung der abhängigen Länder und Völker. Haltung, ist die Deutschkonservative Partei problematisch zu betrachten: 1892, während der aktiven Zeit von August von Dönhoff, wurde das alte Parteiprogramm durch das sog. Tivoli-Programm ersetzt, welches u.a. den “zersetzenden jüdischen Einfluss […] bekämpfen” sollte und die “maßvolle Fortführung einer zielbewussten Kolonialpolititk […] unterstützt”.

 

Deutsche Vaterlandspartei

Allerdings legte August von Dönhoff im Jahre 1903 sein Amt in der Partei nieder und wurde 1917, wenige Jahre vor seinem Tod, Gründungsmitglied der Deutschen Vaterlandspartei (DVLP).

Auch diese Partei vertrat nationalistische, antisemitische und rechtsradikale Ansichten und wollte mithilfe eines “starken Mannes” einen autoritären Staat errichten und die politische Linke zerschlagen. Auch die Annexion verschiedener europäischer Länder war im Parteiprogramm vorgesehen sowie der Aufbau eines Kolonialreiches in Afrika.

Obwohl die Partei nur ein Jahr existierte und 1918 aufgelöst wurde, gilt sie als Vorreiter der NSDAP, deren Ideologie sich mit denen der DVLP überschneidet und offenkundig profaschistische Ansichten vertrat.

Stand der Umbenennung

Eine Umbenennungsdebatte rund um die Dönhoffstraße hat bis heute kaum stattgefunden. Lediglich das im Oktober 2021 veröffentlichte Dossier von Felix von Saßmannshausen, welches Straßen-und Platznamen mit antisemitischen Bezügen thematisiert, hat auf die Problematik des Straßennamen hingewiesen und sich “gegebenenfalls” für eine Umbenennung ausgesprochen.

Literatur

Im deutschen Reich: Zeitschrift des Centralvereins Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens, Jg. 24 (März 1918) Heft 3 (März 1918), S. 104-106

Sassmannshausen, Dr. Felix/ Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus (Hg.): Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. Berlin 2021.

Band 5. Das Wilhelminische Kaiserreich und der Erste Weltkrieg, 1890-1918: Die Konservativen machen sich den Antisemitismus zu eigen: Das Tivoli-Programm der Deutsch-Konservativen Partei (1892)

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