Kruppstraße

Moabit

Die Kruppstraße führt seit dem 14. Mai 1875 den Namen des Essener Unternehmers Friedrich Krupp (1787-1826). Er gründete 1811 die Krupp-Gussstahlfabrik, die in den Folgejahren maßgeblich von der Rüstungsindustrie profitierte. Der Familienkonzern Krupp setzte zudem im Nationalsozialismus tausende KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene unter menschenverachtenden Bedingungen ein.

Die Waffenproduktion der Familie Krupp geht zurück auf den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Im Zuge der Napoleonischen Kriege, 1811, gründete Friedrich Krupp die Gussstahlfabrik. In den folgenden Jahrzehnten profitierte die Firma Krupp maßgeblich von der deutschen Rüstungsindustrie und hielt engen Kontakt zum deutschen Kaiser. Unter seinem Sohn Alfred Krupp (1812-1887) wurde die Fried. Krupp AG zum zweitgrößten Industrieunternehmen Europas und Alfred Krupp zum größten Waffenproduzent seiner Zeit. 1844 begann der Familienkonzern mit der Produktion von Kanonen, die im Französisch-Deutschen Krieg 1970/71 eingesetzt wurden. In den Folgejahren expandierte die Firma Krupp als Friedrich Krupp Germaniawerft und produzierte zahlreiche Kriegsschiffe und U-Boote für das deutsche Militär.

Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

Ab 1909 wurde der mit der Alleinerbin des Unternehmens, Bertha Krupp (1886-1957) verheiratete Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (1970-1950) Vorsitzender der Fried. Krupp AG. Sein Sohn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach (1907-1967) löste ihn 1943 als Alleininhaber des Krupp-Konzerns ab. Er trat bereits 1938 der NSDAP bei, war zuvor förderndes Mitglied der SS und unterhielt Beziehungen zu Albert Speer und anderen NS-Eliten.

Durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs stieg die Nachfrage nach Rüstungsprodukten immens an. Das Krupp-Unternehmen beschäftigte in der Zeit des NS mindestens 100.000  Zwangsarbeiter:innen – ausländischen Zivilarbeiter:innen, Kriegsgefangene, „Ostarbeiter:innen“ und KZ-Häftlinge, darunter Jüdinnen und Juden sowie Sinti:zze und Rom:nja – wobei Forschende mittlerweile von deutlich höheren Zahlen ausgehen. Die Zwangsarbeiter:innen mussten unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten und wurden trotz ihres schlechten Gesundheitszustandes zu Schwerstarbeit gezwungen. In einem von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung in Auftrag gegeben Recherchedossier wird der Einsatz von Zwangsarbeit als zentral für die wirtschaftliche Planung des Unternehmens angegeben:

„Für zwei Produktionsstandorte, das ‚Berthawerk‘ in Markstädt (Niederschlesien) sowie für Auschwitz, zeigt sich, dass das Unternehmen nachweisbar ab Mitte 1942 mit dem Einsatz von KZ-Zwangsarbeitern nicht nur plante, sondern dass deren Verfügbarkeit für die Standortwahl ein wichtiger Faktor war; im Fall von Auschwitz neben dem Bau der Werkhallen durch die SS vermutlich sogar der entscheidende Faktor.“ (Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung (Hg.) 2023, S. 65)

Nationalsozialistisches Engagement nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Alfried Krupp in einem der drei Nürnberger Wirtschaftsprozesse angeklagt. Auch Gustav Krupp wurde im Hauptkriegsverbrecherprozess angeklagt. Das Verfahren wurde jedoch aus „gesundheitlichen Gründen“ eingestellt. Alfried Krupp wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstößen gegen das Kriegsrecht schuldig gesprochen und zu einer zwölfjährigen Haftstrafe und Entzug seines Vermögens verurteilt. Der Vermögensentzug ist allerdings in der westlichen Besatzungszone nicht durchgesetzt worden. Am 31. Januar 1951 wurde er aus der Haft entlassen. Kurz darauf übernahm er wieder die Leitung des Krupp-Konzerns, welcher 1958 zum umsatzstärksten deutschen Unternehmen aufstieg.

Auch nach seiner Haft hielt Alfried Krupp engen Kontakt mit ehemaligen SS-Offizieren und Parteifreunden. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Krupp mit mindestens 38 Personen mit nationalsozialistischem Hintergrund eine Art Unterstützungsnetzwerk bildete. Krupp half seinen Bekannten vor allem mit Geldbeträgen, vermittelte aber auch Anstellungen. Darüber hinaus war er Teil der Unterstützungsaktion der „Landsberg-Gefangenen“. Unternehmer wie Krupp, Flick, Henkel oder Klöckner spendeten von 1951 bis 1957 insgesamt um die 100.000 Mark. Das Geld wurde für Lebensmittelpakete oder finanzielle Unterstützung an ehemalige und zu dem Zeitpunkt inhaftierte Personen im Gefängnis Landsberg verwendet. Insgesamt wurden 183 Personen unterstützt. Mehr als die Hälfte waren SS-Angehörige und mehr als ein Drittel war wegen Verbrechen in Konzentrationslagern inhaftiert.

Nach dem Tod von Alfried Krupp 1967 verzichtete sein Sohn Arndt von Bohlen und Halbach (1938-1986) auf den Firmensitz und die Firma wird in die Fried. Krupp GmbH umgewandelt, deren Anteile die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hält.

Literatur

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung (Hg.): Rechercheprojekt “Alfried Krupp und der Nationalsozialismus“. 2023, abrufbar im Internet: URL: https://www.krupp-stiftung.de/app/uploads/2023/08/Rechercheprojekt-_Alfried-Krupp-und-der-NS_-Ergebnisse.pdf, 04.06.2024.

Nuremberg Military Tribunals (Hg.): Trials of War Criminals before Nuremberg Military Tribunal, abrufbar im Internet: URL: https://www.loc.gov/rr/frd/Military_Law/pdf/NT_war-criminals_Vol-IX.pdf, 25.02.2021.

The National Archives of the United States (Hg:): Records of the United States Nuernberg War Crimes Trials: United States of America v. Alfried Krupp et al. (Case X) August 16, 1947-July 31, 1948, abrufbar im Internet: URL: https://www.archives.gov/files/research/captured-german-records/microfilm/m896.pdf, 25.02.2021.

United Nations War Crimes Commission (Hg.):  Law Reports of Trials of War Criminals: The I.G. Farben and Krupp Trials, abrufbar im Internet: URL: https://www.loc.gov/rr/frd/Military_Law/pdf/Law-Reports_Vol-10.pdf, 25.02.2021.

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