Manfred-von-Richthofen-Straße
Tempelhof
Am 21. April 1936, dem „Tag der Luftwaffe“, erhielten 16 Straßen im Berliner Bezirk Tempelhof einen neuen Namen. Eine der Straßen des sog. „Fliegerviertels“ ist nach Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen (1892 – 1918) benannt. Er war ein deutscher Jagdflieger, bekannt als „Roter Baron“ und wurde im Nationalsozialismus als Held verehrt.
Manfred von Richthofen, der aus einer preußischen Adelsfamilie stammt, besuchte bereits mit elf Jahren die Militärschule. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wurde er zum Militärdienst der Kavallerie eingezogen. 1916 ließ er sich zur Luftwaffe versetzen. Der Kriegseinsatz in der Luft war damals neu und die Flieger galten als Elite des Militärs. Richthofen erzielte in den Folgejahren die höchste Anzahl an „Luftsiegen“. Aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit der englischen Flieger im Ersten Weltkrieg, entwickelte Richthofen die Flugtaktik „Fliegender Zirkus“. Hierbei wurden die Flugzeuge zwischen den Einsätzen demontiert. Dadurch war die ganze Einheit, wie ein Wanderzirkus, mobil unterwegs. Da die Alliierten diese Taktik schnell durchschauten, verzichteten die deutschen Flieger auf den Anstrich ihrer Flugzeuge in Tarnfarben und bemalten diese in bunten Farben. Richthofen wurde aufgrund seines roten Flugzeugs nach dem Krieg als „Roter Baron“ bekannt. Darüber hinaus wurde er als „edelmütig“ beschrieben, da er seine Gegner im Falle eines Absturzes leben ließ. Allerdings versuchte Richthofen immer so nah an die Gegner heranzukommen, dass er diese direkt erschießen konnte. Von den über 100 abgeschossenen Piloten und Besatzungsmitgliedern überlebten nach Schätzungen nur ein Drittel. Richthofen starb am 21. April 1918 im Kriegseinsatz in Frankreich, als er einen britischen Flieger zu weit hinter die Linien der Alliierten verfolgte und von einem australischen Flugabwehrkommando getroffen wurde.
Instrumentalisierung im Nationalsozialismus
Der „Rote Baron“ wurde im Nationalsozialismus zu einem Mythos und sollte junge Männer dazu animieren sich zur Luftwaffe zu melden. Richthofens Geschwader wurde erst von Wilhelm Reinhard (1891 – 1918) und dann von Hermann Göring (1893 – 1946) übernommen. Dieser führte 1935 anlässlich Richthofens Todestag den „Ehrentag der Deutschen Luftwaffe“ ein, der bis 1945 begangen wurde. Im gleichen Jahr veröffentlichte Adolf Hitler (1889 – 1945) einen Erlass, dass die erste Einheit der deutschen Luftwaffe, das Jagdgeschwader 2 „Richthofen“, nach dem toten Soldaten zu benennen sei. Am „Tag der Deutschen Luftwaffe“ 1936 weihten Göring und weitere NSDAP-Vorsitzende feierlich zwölf Straßen der Gartenstadt Tempelhof gefallenen Kampffliegern aus dem Ersten Weltkrieg – die längste Straße wurde nach Manfred von Richthofen benannt.
Richthofens Rezeption nach dem Krieg
Die Bundeswehr stellt auch heute noch eine direkte Traditionslinie zu Richthofen her und klammert dabei die nationalsozialistische Instrumentalisierung des Jadgfliegers aus. In den von der Bundeswehr und NATO betriebenen Bundeswehrkasernen Wittmund ist ein Luftwaffengeschwader und eine Kaserne nach ihm benannt. Tatsächlich veröffentlichte die Bundesregierung in den 1980er Jahren einen Erlass, der besagte dass Wehrmachts- und SS-Mitglieder nicht mehr traditionswürdig seien. Daraufhin wurden zahlreiche Bundeswehrkasernen umbenannt. 2018 wurde der Traditionserlass erneuert. In diesem Jahr wurde außerdem feierlich Richthofens 100. Todestag in der nach ihm benannten Bundeswehr-Kaserne begangen. Darüber hinaus spielen die Offiziere aller fliegenden Verbände der Luftwaffe jedes Jahr zu seinen Ehren den „Red Barons Cup“ im Fußball aus.
Zusätzlich fand nach dem Krieg eine problematische ideologische Verklärung Richthofens in den Medien statt. 1971 erschien der Film „Manfred von Richthofen – Der Rote Baron“. In den 1980er Jahren wurden einige Flugsimulator Spiele für Atari herausgegeben, die im Ersten Weltkrieg spielen und „Red Baron“ hießen. Zu seinem 90. Todestag 2008 erschien die deutsche Produktion „Der Rote Baron“ mit Matthias Schweighöfer und Til Schweiger in den Hauptrollen, der von Kritiker:innen vor allem wegen der problematischen Verklärung Richthofens als romantischer Held und Kriegsskeptiker bemängelt wurde, die in keinem Bezug zur historischen Person Manfred von Richthofens stehe.
Stand der Umbenennung
Eigentlich sollte die Manfred-von-Richthofen-Straße wie alle Straßen des „Fliegerviertels“ nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt werden, dieses Vorhaben wurde aber bisher nicht umgesetzt.