Berlin-Wedding ehrt endlich Martha Ndumbe anstelle eines Versklavungs­händlers

Autorin: Josepha Jendricke

Bereits Anfang des Jahres hatte die Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte die Umbenennung des Nettelbeckplatzs in Martha-Ndumbe-Platz beschlossen (wir berichteten). Damals hieß es, die Umbenennung könnte im Frühjahr umgesetzt werden. Wie so oft hat es dann doch wegen der juristischen und verwaltungstechnischen Schritte zur Umbenennung länger gedauert.

Nahaufnahme eines der neuen Straßenschilder rund um den Martha-Ndumbe-Platz

Umbenennung am 18. Oktober vollzogen

Nachdem die zivilgesellschaftlichen Bemühungen für die Umbenennung des Nettelbeckplatzes im Sommer 2020 begonnen hatten, wurde etwas mehr als fünf Jahre später dieser Prozess endlich vollendet: Seit dem 18. Oktober 2025 heißt der Platz nun Martha-Ndumbe-Platz!

Mit einem von der Zivilgesellschaft (Decolonize Berlin e.V, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Netzwerk gegen Feminzide Berlin) organisierten Festakt wurden die neuen Straßenschilder enthüllt, untermalt wurde der feierliche Akt von Musik und diversen Redebeiträgen.

Wer war Martha Ndumbe?

Martha Ndumbe (1902-1945) war eine der zahlreichen Frauen, die während der NS-Zeit aufgrund ihres Schwarzseins und ihres Berufes verfolgt wurden. Sie wurde in Berlin geboren und war die Tochter von Jacob Ndumbe aus Douala, Kamerun –einer damalig  deutschen Kolonie. 1896 kam er im Rahmen der Berliner Gewerbeausstellung und Völkerschau mit über 100 anderen nach Berlin, blieb dort, machte eine Ausbildung und gründete eine Familie. Ihre Mutter, Dorothea Grunwaldt, stammte aus Hamburg.

Als Schwarze Frau und Sexarbeiterin wurde sie nicht nur wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert, sondern auch wegen ihrer Arbeit. Diese führte sie jedoch nur aus, weil sie aufgrund von Stigmatisierung und Kriminalisierung keine andere Möglichkeit hatte, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Die nationalsozialistische Ideologie kriminalisierte und verfolgte Frauen wie sie, die nicht in ihr rassistisches und moralisches Weltbild passten. Sie wurde 1944 ins KZ Ravensbrück deportiert, wo sie unter den menschenverachtenden Bedingungen 1945 starb. Ihr Schicksal steht exemplarisch für die vielschichtige Ausgrenzung und Verfolgung, die viele Frauen in der NS-Zeit aufgrund von Rassismus, Sexismus und sozialen Vorurteilen erleiden mussten.

Erkämpfte Erinnerung

1954 beantragte ihre Mutter bereits eine Entschädigungszahlung, aber Martha wurde nicht als Opfer des NS-Regimes anerkannt. Sie gehörte einer der vielen verleugneten NS-Opfergruppen an, die erst 2020 im Bundestag anerkannt wurden. 2021 wurde ihr ein Stolperstein in Berlin gewidmet – der erste für eine Schwarze deutsche Frau. 80 Jahre nach ihrem Tod ehrt sie nun auch ein Platz im öffentlichen Raum Berlins.

Martha Ndumbes Leben steht in engem Zusammenhang mit dem deutschen Kolonialismus und seinen weitreichenden Folgen. An Martha Ndumbe zu erinnern bedeutet deshalb, die Opfer von Mehrfachdiskriminierungen sichtbar zu machen und der Unmenschlichkeit des nationalsozialistischen Systems auch in der Gegenwart entgegenzutreten.