Siegessäule
Tiergarten
Die Siegessäule wurde 1876 als Denkmal der Deutschen Reichseinigungskriege hergestellt. 1939 wurde sie im Zuge der im Bauplan „Germania“ festgehaltenen Umgestaltungspläne Berlins in den Tiergarten versetzt und ist somit auch als Teil nationalsozialistischer Erinnerungskultur in Berlin zu sehen.
Die Siegessäule wurde 1876 als Denkmal der Deutschen Reichseinigungskriege hergestellt. 1939 wurde sie im Zuge der im Bauplan „Germania“ festgehaltenen Umgestaltungspläne Berlins in den Tiergarten versetzt und ist somit auch als Teil nationalsozialistischer Erinnerungskultur in Berlin zu sehen.
Die Siegessäule auf dem Großen Stern in Berlin Tiergarten ist ein vielschichtiges Denkmal der deutschen Erinnerungskultur. Ursprünglich wurde sie in den Jahren 1869-1876 von Heinrich Strack (1805-1880) zur Erinnerung an die Deutschen Einigungskriege auf dem Königsplatz (heutiger Platz der Republik) erbaut. Die Einigungskriege umfassen den Deutsch-Dänischen Krieg (1864), den Deutschen Krieg (1866) und den Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) an dessen Ende die deutsche Reichsgründung steht. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg ordnete der preußische König Wilhelm I. (1797-1888) Denkmalsetzungen auf ehemaligen Schlachtfeldern, so auch in Berlin, an. Den Auftrag hierfür bekam der Hofbaurat Heinrich Strack. Eingeweiht wurde das Denkmal zur Feier des Sedantages am 2. September 1873, dem dritten Jahrestag des Sieges in der Schlacht von Sedan.
Im Zuge der Umgestaltung Berlins durch Albert Speer (1905-1981) und der Errichtung der im Plan für “Germania” vorgesehenen Ost-West-Achse wurde die Siegessäule 1938/39 auf den Großen Stern versetzt und durch einen Sockel aus rotem Granit um 6,5 Meter erhöht. Hier sollte ein Gedenkort des “Zweiten Reiches” entstehen, wie die Nationalsozialisten das Kaiserreich ab 1971 betitelten. Weitere Denkmäler wie das Bismarck-Nationaldenkmal wurden um die Siegessäule herum gruppiert. Die Mittelinsel des Großen Sterns ist seitdem über zwei Fußgängerunterführungen zu erreichen, die über vier Torhäuser zu betreten sind.
Gestaltung der “Goldelse”
Die 67 Meter hohe Siegessäule besteht aus einem Sockel aus poliertem, roten Granit worauf der mit Säulen geschmückte Rundgang steht, die ursprüngliche Basis der Siegessäule. Im Inneren der aus Sandstein gefertigten Säulentrommel befindet sich eine Wendeltreppe, die zur Aussichtsplattform direkt unter der Bronzeplastik führt. Die von Friedrich Drake (1805-1882) geschaffene Bronze stellt die Viktoria dar, die römische Siegesgöttin. Sie hält mit der rechten Hand einen Lorbeerkranz in die Höhe und in der Linken ein Abzeichen mit dem Eisernen Kreuz. Auf ihrem Helm sitzt ein Adler, sodass die Figur auch als Borussia, die Personifikation Preußens, gelesen werden kann.
Der Bildhauer Friedrich Drake entwarf die Figur nach Victoria von Großbritannien und Irland (1840-1901), die zu diesem Zeitpunkt Kronprinzessin in Preußen war.
Die 8,32 Meter hohe und 35 Tonnen schwere Bronzefigur wurde vom Berliner Bildgießer Hermann Gladenbeck hergestellt. Am Granit-Sockel befinden sich vier Bronzereliefs, welche die drei Kriege sowie den Einzug der deutschen Truppen 1871 in Berlin darstellen. Über dem letzten befand sich die Widmung “Das dankbare Vaterland dem siegreichen Heere”, diese nach 1945 aber entfernt wurde.
Stand der Umbenennung
Schon in der Weimarer Republik wurde die Siegessäule als Zeichen nationalistisch-monarchistischer Erinnerungskultur gelesen und kritisiert. Am 13. März 1921 wurden 6 Kilogramm Sprengstoff auf halber Höhe der Säule platziert. Die Sprengung konnte von der Polizei durch rechtzeitiges Durchtrennen der Zündschnur verhindert werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte die Siegessäule auf die Direktive, also die Anordnung, der Alliierten zur Entfernung militärischer und nazistischer Denkmäler vom 13. Mai 1946 eigentlich entfernt werden. Für militaristische Denkmäler galt der 1. August 1914 als Stichtag. Die Alliierten diskutierten allerdings, ob durch die Umsetzung im Nationalsozialismus ein neues Denkmal entstanden sei. Im November 1947 wurde die geplante Sprengung der Siegessäule dann durch eine Magistratsvorlage verhindert. Sie wurde anschließend 1950 unter Denkmalschutz gestellt und 1951 restauriert. Nach dem Krieg waren drei Bronzetafeln am Sockel durch französische Alliierte demontiert worden, die zur 750-Jahr-Feier von Berlin im Jahr 1987 feierlich von François Mitterand (1916-1996) an den damaligen Oberbürgermeister Eberhard Diepgen überreicht wurden. 1988 wurden alle vier Reliefs wieder montiert.
Ein weiterer aktivistischer Sprengversuch ereignete sich am 15. Januar 1991 durch die “Revolutionären Zellen”, wobei allerdings nur die Stütze beschädigt wurde.
Zwischen März 2010 und Mai 2011 wurde die Siegessäule neu vergoldet. Außerdem wurden die zwei Fußgängertunnel, die umgebenden Torhäuser von 1939, die Bronzereliefs, das Glasmosaik, die vergoldeten Kanonenrohre, der Treppenaufgang sowie die Sandsteinsäule und die Viktoria selbst saniert. Seit Oktober 2011 sind an den vier Torhäusern zweisprachige Infotafeln zur Geschichte des Denkmals aufgestellt. Jedoch erfährt die Siegessäule auch heute nicht nur Zuspruch, so sprach sich der CDU-Politiker Heiner Geißler 2013 in der Sendung “Aspekte” dafür aus die Siegessäule sprengen zu lassen.
Unsere Empfehlung
Die Siegessäule in Berlin ist ein militaristischer und, in der heutigen Form, nationalsozialistischer Gedenkort, dessen Geschichte weitestgehend unbekannt bleibt. So finden und fanden jährlich zahlreiche Großveranstaltungen um den Großen Stern herum statt, wie der Christopher Street Day, die Love Parade oder die Fahrrad-Sternfahrt. Wir empfehlen die Umsetzung eines zivilgesellschaftlich bestimmten Vermittlungskonzepts am Denkmal zur Aufklärung über die Geschichte der “Goldelse”.
Literatur
Bildhauerei in Berlin (Hg.): Siegessäule, URL: https://bildhauerei-in-berlin.de/bildwerk/siegessaeule/, 09.11.2021.
Kähler, Susanne: Die symbolische Deutung des Stadtraums – Denkmalstürze und Bildersturm in Berlin. In: Verein für die Geschichte Berlins e. V., Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins, S. 169-188, Berlin/Bonn, 2020.
Landesdenkmalamt (Hg.): Großer Stern mit Siegessäule, Denkmälern und Torhäusern. URL: https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/denkmale/liste-karte-datenbank/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09050419, 29.10.2021.