Anton-Wilhelm-Amo-Straße (ehem. M*straße)
Mitte
Die ehemalige M*straße wurde am 23. August 2025 nach Anton Wilhelm Amo (vermutlich 1703- vermutlich 1759) umbenannt, einem bedeutenden Schwarzen Philosophen. Die Umbenennung der mit der rassistischenRassismusDer Begriff Rassismus lässt sich als ein Diskriminierungsmuster und Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse beschreiben. In modernen Gesellschaften sind es vor allem kulturelle Merkmale, über die Menschen abgewertet und ausgeschlossen werden. Das hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Chancen und die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Integration der Betroffenen. Fremdbezeichnung „M*“ benannten Straße erstritten zivilgesellschaftliche afrodeutsche Initiativen über Jahrzehnte hinweg.
Der ehemalige Straßenname ist mit der deutschen Kolonialgeschichte und dessen Verbrechen direkt verbunden. Die Straße wurde um 1700 benannt. Bereits 1710 ist der Name M*straße im ersten Stadtplan der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin dokumentiert.
Vermutlich stammt der Name von afrikanischen Menschen, die im 17. Jahrhundert aus der brandenburgischen Kolonie Großfriedrichsburg (dem heutigen Ghana) an den Hof vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. (1657-1713) verschleppt wurden.
Dieser Stützpunkt wurde vom Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) im Jahr 1683 an der westafrikanischen Küste errichtet. Die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie nahm am transatlantischen Versklavungshandel teil und verschleppte dabei mehr als 20.000 westafrikanische Kinder, Frauen und Männer zu amerikanischen Plantagen. Die um 1700 an den preußischen Hof verschleppten Personen wurden vermutlich als Heeresmusiker oder „Kammerm*“ eingesetzt.
Wer war Amo?
Auch Anton Wilhelm Amo wurde im 18. Jahrhundert aus dem Gebiet des heutigen Ghana an den preußischen Hof verschleppt. Später wurde er einem Fürsten „geschenkt“ und musste als „Kammerm*“ dienen.
Durch eine finanzielle Förderung des Fürsten konnte er ab 1727 Philosophie in Halle studieren. Zwei Jahre darauf schloss er seine Studien mit einer Arbeit zur Rechtslage Schwarzer Menschen in Europa („De iure Maurorum in Europa“) ab. 1730 erwarb er in Wittenberg den Magister in Philosophie und der Freien Künste. Anschließend lehrte er in Halle und Jena.
Amo kehrte 1747 nach Ghana zurück. Sein genaues Todesjahr ist nicht bekannt, doch es wird das Jahr 1759 vermutet.
Weitere koloniale Bezüge
In der Nummer 10 der Straße eröffnete um 1880 die Schokoladenfabrik Sarotti ein Lokal, die mit dem sogenannten „Sarotti-M*“ warben. In der angrenzenden Wilhelmstraße 92 fand 1884/1885 die sogenannte Berliner Afrika-Konferenz statt. Hier trafen sich die europäischen Kolonialmächte und besprachen die Aufteilung des afrikanischen Kontinents.
Nach der Wiedervereinigung wurde der naheliegende U-Bahnhof 1991 von Otto-Grotewohl-Straße in M*straße umbenannt.
Weg zur Umbenennung
Der Umbenennung gingen über 30 Jahre zivilgesellschaftlicher Aktivismus voraus. Im Juni 2020 forderten über 100 Wissenschaftler:innen unter der Federführung des in der M*straße ansässigen Instituts für Europäische Ethnologie die Umbenennung. Im gleichen Jahr beschloss die BVV in Mitte die Umbenennung.
Der Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (BER) empfiehlt bei der Umbenennung der M*straße und des gleichnamigen U-Bahnhofs den Bezug zur Geschichte der Versklavung Schwarzer Menschen und zu ihrem Leben in der Diaspora beizubehalten, aber die Perspektive der Erinnerung umzukehren. Das Bündnis Decolonize Berlin schlug Anton Wilhelm Amo als Namensgeber vor.
Am 3. Juli 2020 meldete die BVG, dass der U-Bahnhof in die Glinkastraße, nach dem russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka (1804-1857) umbenannt werden soll. Diese Ankündigung wurde jedoch von vielen Seiten kritisiert. Einerseits habe Glinka zu Lebzeiten in seinen Opern antisemitische Vorurteile bedient. Andererseits sollten im Zuge eines dekolonialen Umdenkens Personen und Erinnerungsfiguren aus dem afrikanischen Widerstand geehrt werden.
Aufgrund andauernder Klagen gegen die Umbenennung, angetrieben durch den Historiker Götz Aly, entschied das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am 8. Juli 2025 zu Gunsten der Umbenennung.



