Forddamm

Mariendorf

Der Forddamm wurde am 13. Februar 1957 nach dem Ingenieur, Unternehmer und Erfinder Henry Ford (1863–1947) benannt. Er gilt als der “Autokönig“ und vertrat offen seinen Antisemitismus

Antisemitische Haltung

Der US-Amerikaner Henry Ford gründete 1903 die Ford Motor Company und führte damit das Modell des “Fordismus” – der Fließbandproduktion – ein. Nebenberuflich gab Ford die antisemitische Zeitung “Dearborn Independent” heraus, die von 1919 bis 1927 erschien und die Buchreihe “The International Jew: The World’s Foremost Problem”, welche von 1920 bis 1922 in den USA publiziert wurde und die Artikel des “Dearborn Independent” vereinte. Die Buchreihe erreichte eine Auflage von über 500.000 Exemplaren und erschien in 16 Sprachen.

In seinen insgesamt 91 Zeitungsartikeln, die im “Dearborn Independent” erschienen warnt er vor der jüdischen „Weltverschwörung“ und verbreitet kritiklos das antisemitische Pamphlet „Protokolle der Weisen von Zion“. Auch in Henry Fords Autobiographie „Mein Leben und Werk“ (1923) widmet er sich in einem Kapitel seinem Antisemitismus. Banker seien per se Juden und Jüdinnen, die sich gegen die Arbeiter:innenklasse verschwören würden, außerdem seien sie anderer „Rasse“. Ford wurde während der NS-Zeit mit höchsten Orden ausgezeichnet, wie dem „Adlerschild des Deutschen Reiches“. In „Mein Kampf“ erwähnt Adolf Hitler Ford beim Namen und soll ihn 1931 außerdem als „Inspiration“ bezeichnet haben. Ford starb 1947 und distanzierte sich nie von seinem Antisemitismus. Bis heute erhält das Erbe von Henry Ford großes Ansehen, seinen Antisemitismus wird jedoch weitgehend von der Öffentlichkeit ignoriert.

Stand der Umbenennung

Der Autor des Dossiers “Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin“ , Felix Sassmannshausen, kommt zu der Konklusion, dass eine Umbenennung stattfinden muss. Auch der Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin sorgt bereits seit 2007 für Aufsehen. Das FU-Präsidium und der Historiker Jochen Staadt argumentieren, es handle sich bei dem Namensgeber um den Enkel Henry Ford II. 2020 sollte eine Forschungsarbeit von Jochen Staadt für Aufklärung sorgen, jedoch seien seine Begründungen nicht stichhaltig, um das Argument des Namensgeber-Enkels zu untermauern. In den Benennungs-Dokumenten des Akademischen Senats von 1954 wird klar von dem “Henry-Ford-Bau” geschrieben, ohne weitere Anmerkungen, dass es sich um den Enkel des berühmten Unternehmers Henry Ford handle. Auch Zeitungsartikel der Zeit nehmen keine Unterscheidung der Schreibweise des Großvaters und Enkels vor. Der Allgemeinen Studierendenausschuss der Freien Universität (Asta) fordert bereits seit 2007 eine Umbenennung und bezieht 2020 in Folge der Veröffentlichung der Forschungsarbeit Stellung und fordert einen transparenten Umbenennungsprozess des FU-Präsidiums.

Literatur

  • Eifert, Christiane: Antisemit und Autokönig. Henry Fords Autobiographie und ihre deutsche Rezeption in den 1920er Jahren, 2010.
  • Sassmannshausen, Dr. Felix/ Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus (Hg.): Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. Berlin 2021.

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