Bismarck-Nationaldenkmal

Tiergarten

Das Bismarck-Nationaldenkmal wurde 1897-1901 in Gedenken an den deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) errichtet. Bismarck ist bis heute als europäischer Machtpolitiker der deutschen Reichseinigung im kollektiven Gedächtnis präsent. Zusätzlich muss er als Mitinitiator der deutschen KolonialpolitikKolonialismusDer Begriff Kolonialismus bezeichnet ein auf Erwerb und Ausbau von Kolonien gerichtete Politik unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen, militärischen und machtpolitischen Nutzens für das Mutterland bei gleichzeitiger politischer Unterdrückung und wirtschaftlicher Ausbeutung der abhängigen Länder und Völker. betrachtet werden.

Als es 1883 zu schweren kolonial-politischen Spannungen zwischen den europäischen Großmächten England, Frankreich und Russland gekommen war, ließ Bismarck sich auf eine aktivere KolonialpolitikKolonialismusDer Begriff Kolonialismus bezeichnet ein auf Erwerb und Ausbau von Kolonien gerichtete Politik unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen, militärischen und machtpolitischen Nutzens für das Mutterland bei gleichzeitiger politischer Unterdrückung und wirtschaftlicher Ausbeutung der abhängigen Länder und Völker. ein. Am 15. November 1884 begann in  Berlin die Kongo-Konferenz bei der Vertreter von 13 konkurrierenden europäischen Staaten sowie der USA und des Osmanischen Reiches sich auf Einladung Bismarcks über das künftige Vorgehen auf dem afrikanischen Kontinent berieten. Nach dreimonatigen Verhandlungen im Reichskanzlerpalais hatten sich die Teilnehmer am 26. Februar 1885 auf Kriterien geeinigt, unter denen Kolonialbesitz völkerrechtlich anerkannt werden sollte. Für Deutschland war das die Grundlage für die Errichtung der Kolonien im heutigen Namibia, Kamerun, TogoTogo (ehemalige deutsche Kolonie)Die Deutsche Kolonie Togo, auch nur Togo, Togoland oder Deutsch-Togo, war von 1884 bis 1916 eine deutsche Kolonie. Das damalige Gebiet umfasste die heutige Republik Togo und den östlichsten Teil des heutigen Ghana. und Teilen Ghanas sowie in Tansania, Ruanda und Burundi. Für die afrikanische Bevölkerung folgten blutige Auseinandersetzungen wie der Maji-Maji-Krieg (1905 – 1907) und der Genozid an den Herero und Nama (1904 – 1908).

Gestaltung des Denkmals

Das Bismarck-Nationaldenkmal wurde 1897 – 1901 anlässlich des 80. Geburtstages des Politikers von dem Künstler Reinhold Begas (1831 – 1911) im Stil des Neobarocks hergestellt. Das Denkmal wurde ursprünglich auf dem Königsplatz (heutiger Platz der Republik) vor dem Reichstagsgebäude errichtet. 1938 wurde es im Zuge der von Albert Speer (1905 – 1981) geplanten Ost-West-Achse seines Projekts “Germania” an die Siegessäule versetzt. Hier sollte nach Speers Planungen ein Forum des “Zweiten Reiches”, also des Kaiserreiches ab 1871 entstehen.

 

Auf einem Sockel aus poliertem Granit ist die 6,6 Meter hohe Bronze Bismarcks platziert. In der linken Hand hält er einen Pallasch, eine Art Säbel, und die rechte Hand liegt auf der Urkunde der Reichsgründung. Auf der Vorderseite trägt der Sockel die Inschrift “Bismarck“, hinten die Widmung “Dem ersten Reichskanzler das Deutsche Volk 1901“. Um den Hauptsockel sind vier Figuren(gruppen) angeordnet, die der Heroisierung Bismarcks dienen sollen: Siegfried der Drachentöter, der das (Reichs)-Schwert schmiedet, eine Sibylle, die als Prophetin eine Allegorie der Staatsweisheit darstellt und eine weibliche Herrschergestalt, vermutlich Germania, mit Zepter und Krone, welche  die Staatsmacht darstellt. Vor dem Sockel kniet ein Atlas, die Weltkugel auf dem Rücken tragend, wodurch Bismarcks weltumspannende Macht angedeutet werden soll. Auch Bismarcks koloniale Bestrebungen finden hier Ausdruck, da auf der Weltkugel Afrika nach vorn zeigt.

Kritik am Denkmal

Das Bismarck-Nationaldenkmal stand in der Vergangenheit in seiner Rolle als monarchisch, deutsch-nationaler und kolonialer Gedenkort schon oft in der Kritik. Im Juli 2020 wurde das Denkmal großflächig mit rosaner Farbe bemalt und der Schriftzug „Decolonize Berlin“ auf den Sockel aufgetragen. Das Denkmal war allerdings wenige Tage nach der Aktion wieder vollständig gereinigt. Im Dezember 2020 wurde das Denkmal erneut mit roter Farbe bemalt. Nachdem das Bündnis “Decolonize Berlin e.V.” mit dem Farbanschlag im Juli 2020 in Verbindung gebracht wurde stellte das Bündnis klar, dass weder das Bündnis „Decolonize Berlin e.V.“ noch dessen Mitgliedsvereine an der Aktion beteiligt gewesen seien.

Literatur

Kähler, Susanne:
Die symbolische Deutung des Stadtraums – Denkmalstürze und Bildersturm in Berlin. In: Verein für die Geschichte Berlins e. V.,
Der Bär von Berlin. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins, S. 169-188, Berlin/Bonn, 2020.

Bildhauerei in Berlin (Hg.): Bismarck-Denkmal. URL: https://bildhauerei-in-berlin.de/bildwerk/bismarck-denkmal/, 29.10.2021.

Landesdenkmalamt (Hg.): Großer Stern mit Siegessäule, Denkmälern und Torhäusern. URL: https://www.berlin.de/landesdenkmalamt/denkmale/liste-karte-datenbank/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09050419, 29.10.2021.

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