Auswertung aller Berliner Straßen und Plätze

in Hinblick auf eine weiße patriarchalische Erinnerungskultur

Auswertung aller Berliner Straßen und Plätze

in Hinblick auf eine weiße patriarchalische Erinnerungskultur

Wir haben alle Berliner Straßen und Plätze gezählt: Nur 9,92% der nach Personen benannten Straßen ehren Frauen*. Nur 13 Straßen in ganz Berlin sind nach nicht-weißen Personen benannt.

Berlins Straßennamen spiegeln eine überwiegend patriarchale und kolonial-rassistische Erinnerungskultur wider. Um diese Ungerechtigkeiten sichtbar zu machen, hat Straßenlärm Berlin e.V. in Zusammenarbeit mit dem AK Stadtraum des Bündnisses Decolonize Berlin e.V. 2021 die erste umfassende digitale Liste aller Berliner Straßen und Plätze erstellt. 2025 haben wir noch einmal nachgezählt und die in der Zwischenzeit erfolgten Umbenennungen nachgetragen, weswegen wir nun die 2. Auflage der Statistik präsentieren können!

historische weibliche Person
fiktive weibliche Person
weiblicher Vorname
historische männliche Person
fiktive männliche Person
männlicher Vorname
beides
beides fiktiv
unbenannt

Mit dieser Statistik haben wir Fakten geschaffen und fordern eine feministische und dekoloniale Erinnerungskultur. Dies ist eine Grundlage für die Berliner Bezirksämter und zivilgesellschaftlichen Initiativen, sich mit den problematischen Kontexten von Straßen auseinanderzusetzen und Umbenennungsprozesse mitzutragen. Gerne unterstützen wir diese Bestrebungen!

Unser Ziel: Mehr Repräsentation für Frauen*, sowie People of African Descent (PAD) und Black, Indigenous, and People of Color (BIPoC) in Berlins Stadtbild.

Alle detaillierten Informationen und Statistiken finden Sie in unserem Dossier, das Sie hier ansehen oder herunterladen können.

Mitte

Mitte

Mitte

Berlin Mitte

Kommentar

In Mitte sind knapp die Hälfte aller Straßen nach Personen benannt. Dies gibt es in keinem anderen Bezirk. Trotzdem ist keine dieser Straßen einer PAD/BIPoC gewidmet.

Umbenennung

Die Umbenenung der M*Straße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße nach dem Schwarzen Philosophen Anton Wilhelm Amo (um 1703-nach 1753) ist rechtskräftig und erfolgt voraussichtlich im August 2025.

Auszählung

Mitte

Tiergarten

Moabit, Tiergarten, Hansaviertel

Kommentar

In Tiergarten sind mehr als ⅔ aller Straßen Personen gewidmet. Leider sind davon nur 13% Frauen* und keine einzige Straße einer PAD/BIPoC gewidmet.

Auszählung

Mitte

Wedding

Wedding, Gesundbrunnen

Kommentar

Das sog. Afrikanische Viertel entstand um 1900 am damaligen Stadtrand Berlins und war vom Berliner Magistrat als Kolonialviertel geplant. Zwischen 1899 und 1958 wurden 25 Straßen und Plätze nach afrikanischen Ländern, Orten und Personen der deutschen Kolonialgeschichte benannt. Diese Namen sind bis heute eine alltägliche Erinnerung an den Rassismus, die Gewalt und die Ausbeutung der afrikanischen Bevölkerung durch den deutschen Kolonialismus.

Umbenennung

Der Nettelbeckplatz soll 2025 in Martha-Ndumbe-Platz umbenannt werden. Seit der ersten Ausgabe der Statistik wurden im sog. Afrikanischen Viertel vier Straßen mit Bezug zur deutschen Kolonialgeschichte umbenannt.

Auszählung

Friedrichshain-Kreuzberg

Friedrichshain

Friedrichshain

Kommentar

In Friedrichshain sind nur ca. 8 % der Straßen nach Frauen* benannt und 0 % nach PAD/BIPoC benannt.

Auszählung

Friedrichshain-Kreuzberg

Kreuzberg

Kreuzberg

Kommentar

In Kreuzberg haben über 40 Straßen einen Militärbezug und nur zwölf sind Frauen* gewidmet.

Umbenennung

Das ehem. Gröbenufer wurde 2010 nach der Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung May Ayim (19601996) benannt.

Ein Teil der Manteuffelstraße wurde 2024 in Audre-Lorde-Straße nach der Schriftstellerin Audre Lorde (1934-1992) umbenannt.

2025 gab es einen Antrag zur Umbenennung der Skalitzer Straße nach Margot Friedländer (1921-2025).

Auszählung

Pankow

Pankow

Pankow, Blankenfelde, Buch, Niederschönhausen, Französisch-Buchholz, Rosenthal, Wilhelmsruh

Kommentar

In Pankow sind drei mal so viele Straßen unbenannt als Frauen* gewidmet.

In Pankow ist eine Straße nach dem kasachischen Dichter und Komponist Ibrahim Abaj Kunanbajew (1845-1904) benannt.

Umbenennung

Nach jahrelangen Diskussionen wurde entschieden, dass die nach dem Pathologen benannte Robert-Rössle-Straße (1876-1957) aufgrund seiner NS-Vergangenheit umbenannt werden soll. Neue Namensgeberin soll die Hirnforscherin Cécile Vogt (1875-1962) werden. Die Umbenennung steht noch aus.

Auszählung

Pankow

Prenzlauer Berg

Prenzlauer Berg

Kommentar

In Prenzlauer Berg sind von den 119 nach Personen benannten Straßen 34 Straßen nach Widerstandskämpfer:innen gegen den Nationalsozialismus benannt, leider sind nur acht Straßennamen davon Frauen* gewidmet.

Die Paul-Robeson-Straße wurde nach dem US- amerikanischen Sänger, Schauspieler und Bürgerrechtler Paul Robeson (1898-1976) benannt.

Auszählung

Pankow

Weißensee

Weißensee, Blankenburg, Heinersdorf, Karow, Malchow

Kommentar

In Weißensee sind mehr Straßen nach Komponisten (11) als nach Frauen* (9) und PAD/BIPoC (0) benannt.

Auszählung

Charlottenburg-Wilmersdorf

Charlottenburg

Charlottenburg, Westend, Charlottenburg-Nord

Kommentar

Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ehrt mit vier Straßen und Plätzen den Reichskanzler Otto von Bismarck (1815 -1898), der als Mitinitiator der deutschen Kolonialpolitik betrachtet werden muss. Doppel- und Mehrfachbenennungen sind nach §5 des Berliner Straßengesetzes (BerlStrG) nicht rechtens. Nur eine Straße ist einer Schwarzen Person gewidmet.

Die Jesse-Owens-Allee ehrt den gleichnamigen Sportler (1913-1980), der durch die Olympischen Spiele in Berlin 1936 stadtweit bekannt und zugleich Opfer nationalsozialistischer Diskriminierung wurde.

Auszählung

Charlottenburg-Wilmersdorf

Wilmersdorf

Wilmersdorf, Schmargendorf, Grunewald, Halensee

Kommentar

Im Bezirk Wilmersdorf heißen insgesamt 19 Straßen nach Kurfürst:innen, Prinz:essinnen sowie Kaiser:innen, jedoch sind nur insgesamt zwölf Straßen und Plätze Frauen* und kein Ort PAD/BIPoC gewidmet.

Auszählung

Spandau

Spandau

Spandau, Haselhorst, Staaken, Siemensstadt, Gatow, Kladow, Hakenfelde, Falkenhagener Feld, Wilhelmstadt

Kommentar

In Spandau sind nur knapp 10% der nach Personen benannten Straßen und Plätze nach Frauen* benannt, 4% haben einen Siemensbezug und 0% sind PAD/BIPoC gewidmet.

Auszählung

Steglitz-Zehlendorf

Steglitz

Steglitz, Lichterfelde, Lankwitz

Kommentar

In Steglitz sind ca. 10 % der Personen gewidmeten Straßen nach fiktiven oder realen Frauen* benannt und 0% nach PAD/BIPoC.

Auszählung

Steglitz-Zehlendorf

Zehlendorf

Zehlendorf, Dahlem, Nikolassee, Wannsee, Schlachtensee

Kommentar

In Zehlendorf sind mehr Straßen nach weiblichen Vornamen (10) als nach realen Frauen* (9) und PAD/BIPoC (0) benannt.

Umbenennung

Es lief eine Petition zur Umbenennung der Onkel-Tom-Straße, die im Nationalsozialismus nach dem Buch Uncle Tom’s Cabin (dt. „Onkel Toms Hütte“) von Harriet Beecher Stowe (1811-1896) benannt wurde. Aktuell wird der Roman aufgrund der verwendeten rassistischen Stereotype scharf kritisiert.

Auszählung

Tempelhof-Schöneberg

Schöneberg

Schöneberg, Friedenau

Kommentar

In Schöneberg haben neun Straßen einen Bezug zu Richard Wagner (1813-1883), der ein antisemtisches Weltbild vertrat.

Auszählung

Tempelhof-Schöneberg

Tempelhof

Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde, Lichtenrade

Kommentar

In Tempelhof wurden am 21. April 1936, dem „Tag der Luftwaffe”, 16 Straßen nach Piloten aus dem Ersten Weltkrieg benannt. Momentan sind nur insgesamt 14 Straßen in Berlin-Tempelhof Frauen* und 0 Straßen PAD/BIPoC gewidmet.

Auszählung

Neukölln

Neukölln

Neukölln, Britz, Rudow, Buckow, Gropiusstadt

Kommentar

In Neukölln haben 19 Straßen einen Bezug zu dem Schriftsteller Fritz Reuter (1810-1874), der in seinen Werken frühantisemitische Stereotype verbreitete.

1999 wurde eine Straße in Gropiusstadt nach dem Pastor und Bürgerrechtler Martin Luther King (1929-1968) benannt.

Umbenennung

Die Wissmannstraße wurde 2022 nach der tansanischen Politikerin Lucy Lameck (1934-1993) benannt.

Auszählung

Treptow-Köpenick

Treptow

Alt-Treptow, Plänterwald, Johannisthal, Niederschöneweide, Altglienicke, Adlershof, Bohnsdorf, Baumschulenweg

Kommentar

In Treptow sind 20 Straßen nach realen Frauen* benannt und 19 nach männlichen Vornamen.

Auszählung

Treptow-Köpenick

Köpenick

Oberschöneweide, Köpenick, Friedrichshagen, Rahnsdorf, Müggelheim, Schmöckwitz, Grünau

Kommentar

In Köpenick sind 24 Straßen fiktiven und realen Frauen* gewidmet. Dabei sind 38 Straßen und Plätze noch nicht benannt.

Die Tagore-Straße ist dem indischen Philosophen und bengalischen Schriftsteller Rabindranath Tagore (1861-1941) gewidmet.

Auszählung

Marzahn-Hellersdorf

Marzahn

Marzahn, Biesdorf

Kommentar

In Marzahn sind fast ebenso viele Straßen nach männlichen Vornamen (14) wie nach realen Frauen* (15) benannt. Keine Straße ist einer PAD/BIPoC gewidmet.

Auszählung

Marzahn-Hellersdorf

Hellersdorf

Kaulsdorf, Mahlsdorf, Hellersdorf

Kommentar

In Hellersdorf sind ebenso viele Straßen nach Vornamen benannt wie nach Frauen* (18).

Auszählung

Lichtenberg

Lichtenberg

Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg, Fennpfuhl, Rummelsburg

Kommentar

In Lichtenberg sind zahlreiche Straßen nach Widerstandskämpfer:innen gegen den Nationalsozialismus benannt. Es werden aber nur neun Frauen* im Vergleich zu 36 Männern geehrt und keine PAD/ BIPoC.

Auszählung

Lichtenberg

Hohenschönhausen

Falkenberg, Malchow, Alt-Hohenschönhausen, Wartenberg, Neu-Hohenschönhausen

Kommentar

In Hohenschönhausen sind 12% aller Straßen und Plätze nach Vornamen benannt und lediglich 3,7% nach Frauen*.

Die Indira-Ghandi-Straße ist nach der gleichnamigen indischen Premierministerin benannt (1917-1984).

Die Sandinostraße ist dem nicaraguanischen Guerillakämpfer Augusto César Sandino (1895-1934) gewidmet.

Auszählung

Reinickendorf

Reinickendorf

Reinickendorf, Tegel, Konradshöhe, Heiligensee, Frohnau, Hermsdorf, Waidmannslust, Lübars, Wittenau, Märkisches Viertel, Borsigwalde

Kommentar

In Reinickendorf sind fast doppelt so viele Straßen und Plätze weiblichen Vornamen (29) wie real existierenden Frauen* (15) gewidmet und keine einer PAD/BIPoC.

Auszählung