Friedrich-Kayßler-Weg

Buckow

Die Straße wurde 1967 nach dem Schriftsteller und Schauspieler Friedrich Kayssler (1874–1945) benannt, der neben zahlreichen anderen Rollen auch in NS-Propagandafilmen mitspielte.

Friedrich Kayssler wandte sich schon während seiner Studienzeit begeistert der Schauspielerei zu. Während einer Laienaufführung wurde er für das Deutsche Theater in Berlin engagiert, wo er 1895 seine professionelle Schauspielkarriere begann. In den Folgejahren trat er in zahlreichen Stücken an unterschiedlichen Theatern auf. 1919-1923 arbeitete er als Direktor der “Neuen freien Volksbühne”. In den Folgejahren widmete er sich immer mehr der Schriftstellerei und spielte nach 1930 zunehmend in Spielfilmen. 1933 trat er dem Ensemble des Preußischen Staatstheaters bei, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Er galt Zeit als begabter Schauspieler, der “zum Ruf Berlins als Theaterstadt beitrug”. Friedrich Kayssler wurde beim Einmarsch der sowjetischen Truppen 1945 getötet.

Schauspielerei und Propaganda

Das Medium des Spielfilms wurde während des Nationalsozialismus verstärkt für Propagandazwecke eingesetzt. So sollten Stereotype verfestigt und die nationalsozialistische Weltanschauung vermittelt werden. Organisiert wurde das Kulturprogramm durch das am 11. März 1933 gegründete Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda mit Joseph Goebbels (1897–1945) als Leitung. Dieser erklärte: “(…) von jetzt an ist Kunst nur dann möglich, wenn sie mit ihren Wurzeln in das nationalsozialistische Erdreich eingedrungen ist.” (Leiser 1968, S.16) Von 1933–1945 wurden ca. 1150 Spielfilme im Deutschen Reich hergestellt. Nur ein Sechstel davon gelten allerdings als direkte politische Propaganda, jedoch hatte jeder Film eine politische Aufgabe die den Zuschauer:innen unterschwellig vermittelt wurde.

Der Gottbegnadete

Auch Kayssler spielte in einigen Propagandafilmen, bspw. im Film “Bismarck” von Wolfgang Liebeneiner von 1940 mit und trug so zu einer Verbreitung der faschistischen Ideologie bei. Ob Kayssler selbst antisemitische Ansichten hatte ist nicht bekannt. Für seine Nähe zum Regime spricht aber, dass er als einer von vier Theaterschauspielern auf der “Gottbegnadetenliste” vermerkt war. Die Liste wurde im September 1944 zusammengestellt und enthält 378 Namen von Künstler:innen aus dem Bereich der Literatur, Bildenden Kunst, Musik und dem Theater. Diese seien so bedeutend für den nationalsozialistischen Kulturbetrieb, dass sie von Arbeitseinsatz und Wehrpflicht befreit wurden. Es wird davon ausgegangen dass eine ähnliche “Führerliste” bereits seit 1939 existierte.

Literatur

  • Leiser, Erwin: Deutschland, erwache! Propaganda im Film des Dritten Reiches, Reinbek bei Hamburg 1968.
  • Sassmannshausen, Dr. Felix/ Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus (Hg.): Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. Berlin 2021.
  • Stiftung Deutsches Historisches Museum (Hg.): Die Liste der “Gottbegnadeten”. Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik, München/London/New York 2021.

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