Cicerostraße

Wilmersdorf

Die Cicerostraße in Wilmersdorf wurde 1892 nach Johann “Cicero”, Kurfürst und Markgraf von Brandenburg, aus dem Haus Hohenzollern (1455–1499) benannt, der bei den Sternberger Judenprogromen beteiligt war.

Johann “Cicero” war als Kurfürst und Markgraf von Brandenburg am sog. Hostienschändungsprozess von 1492 beteiligt, einem einschneidenden antisemitischen Ereigniss des 15. Jahrhunderts. Der Sternberger Hostienschänderprozess war ein öffentlich geführter Prozess gegen Jüdinnen und Juden aus ganz Mecklenburg, denen man Hostienfrevel unterstellt hatte. Im Ergebnis wurden 27 Juden und Jüdinnen zum Feuertod verurteilt und am 24. Oktober 1492 vor den Toren der Stadt Sternberg auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Alle weiteren Jüdinnen und Juden wurden aus Mecklenburg vertrieben. Bis zum 18. Jahrhundert wohnten keine Personen jüdischen Glaubens mehr in Mecklenburg.

 

Die Vertreibung nach 1492 diente kurz darauf auch als Vorlage für einen weiteren Pogrom. Noch im gleichen Jahr zwang Herzog Bogislaws X. von Pommern (1454–1523) alle Jüdinnen und Juden unter dem Vorwand der Sternberger Anklage zur Taufe. Im Falle einer Weigerung vertrieb er sie aus dem Land und zog ihr Eigentum ein.

Literatur

  • Honemann, Volker: Die Sternberger Hostienschändung und ihre Quellen, in: Hartmut Boockmann (Hg.): Kirche und Gesellschaft im Heiligen Römischen Reich des 15. und 16. Jahrhunderts, 1994, S. 75-102.
  • Sassmannshausen, Dr. Felix/ Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus (Hg.): Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. Berlin 2021.

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