Arndtstraße

Adlershof

Die Arndtstraße wurde nach 1890 nach dem Historiker und Dichter Ernst Moritz Arndt (1769- 1860) benannt, der einen antifranzösischen und aggressiven Nationalismus vertrat. Darüber hinaus äußerte er sich offen antisemitisch.

Ernst Moritz Arndt wurde am 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz auf Rügen geboren. Sein Vater, der sich aus der Leibeigenschaft freigekauft hat, schickte seinen Sohn auf das Gymnasium im Stralsunder Katharinenkloster, später studierte Arndt in Greifswald und Jena unter anderem evangelische Theologie. Als sich Preußen am Krieg gegen Napoleon beteiligte, verfasste Arndt weitere Schriften und Lieder, in denen er zum Kampf gegen den „Antichristen“ Napoleon und Frankreich aufrief. In dieser Zeit entstand unter anderem das patriotische Lied „Was ist des Deutschen Vaterland?“, in dem Arndt die Deutsche Einheit forderte – ein Lied, das die Neue Rechte verwendet.

1820 wurde der Professor im Zuge der sog. Demagogenverfolgung vom Amt suspendiert und durfte bis 1840 keine Vorlesungen halten. Als Abgeordneter für das rechte Zentrum zog er 1848/49 in die Frankfurter Nationalversammlung ein. Die Arndt-Denkmäler in Greifswald (1856) und Bonn (1865) unterstreichen seine damals weithin beachtete Symbolkraft. Germanisten nahmen Arndts publizistisches Werk seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in die deutsche Literaturgeschichte auf. Das bereitete seine folgende Rezeption als politischer Nationaldichter bzw. als „das gute deutsche Gewissen“ vor.

Frankophob und antimsemitisch

Arndt war ein Anhänger der Aufklärung des 18. und der Romantik des 19. Jahrhunderts. Aus diesen Ideologien entstand seine Kritik an der Vorherrschaft Frankreichs in Europa. Diese Einstellung radikalisierte sich im Zuge der französischen Revolution und er äußerte sich zunehmend feindlich gegen Napoleon und die französische Nation im Generellen. Er ging zudem von einem “reinen” Zustand des deutschen Volkes aus, der bewahrt werden müsse, und traff immer wieder antisemitische Aussagen. Diese beiden Feindbilder vermengte Arndt und äußerte sich immer wieder über das “französische Judenvolk”. Menschen jüdischen Glaubens hatten nach Arndts Ansicht in der deutschen Nation keinen Platz.

Im Zusammenhang mit dem seit 1919 wirkenden Anti-Versailles-Komplex und besonders mit dem ab 1935 erfolgenden Aufbau der Wehrmacht wird Arndt als nationaler Prophet des deutschen “Wiederaufstiegs” rezipiert und in die nationalsozialistische  Propaganda eingebaut. Die Nationalsozialisten hatten die Universität in Greifswald 1933 nach Arndt benannt. 2017 protestierten unter anderem Studierende in Greifswald und forderten eine Umbenennung der Universität. Die Universität Greifswald ist aufgrund des Antisemitismus in Arndts Weltbild 2018 umbenannt worden.

Stand der Umbenennung

Die Universität Greifswald ist aufgrund des antisemitischen und frankophoben Weltbilds von Arndt sowie dessen nationalsozialistische Vereinnahmung umbenannt worden. In Leipzig scheiterte eine solche Initiative jedoch. Zwar wurde am 22. Januar 2020 die Umbenennung der Arndtstraße in Hannah-Arendt-Straße beschlossen, diese Entscheidung wurde jedoch am 16. September desselben Jahres gekippt. Es gab eine erfolgreiche Petition gegen die Umbenennung und viel Widerstand aus der Bevölkerung.

In Berlin hat 2019 die Ernst-Moritz-Arndt-Gemeinde der evangelischen Kirche die Umbenennung aufgrund von Arndts antisemitischen Aussagen beschlossen.

Literatur

  • Sassmannshausen, Dr. Felix/ Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus (Hg.): Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. Berlin 2021.
  • Escher, Clemens: Arndt, Ernst Moritz, in: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Band. 2 Personen. Berlin 2009.

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