Oskarstraße
Karlshorst
Die Oskarstraße in Karlshorst wurde vor 1920 nach Oskar Prinz von Preußen (1888-1958) benannt, der Mitglied in verschiedenen antisemtischen Organisationen war.
Dieser Beitrag wurde zuerst in „An wen wollen wir erinnern? Widerständige Frauen gegen den Nationalsozialismus in Lichtenberg und umkämpfte Erinnerungen im öffentlichen Raum. Workshop und Bildungsmaterialien“ veröffentlicht, einem Projekt des Runden Tisches für Politische Bildung Lichtenberg in Kooperation mit Fritzi Jarmatz (Visuelle Kommunikation & Ideenräume), Trille Schünke-Bettinger (Antifaschistinnen aus Anstand & Netzwerk Frauentouren) und Straßenlärm Berlin e.V.
Wen ehrt die Oskarstraße?
Die Oskarstraße in Lichtenberg wurde vor 1920 nach dem preußischen Prinz Oskar benannt (1888-1958). Dabei ist die Namensgebung nicht so eindeutig. So schreibt der Lichtenberger Anzeiger und Tageblatt am 21. Februar 1935: „Prinz-Oskar-Straße in Karlshorst wird umgetauft“. Da es eine Oskarstraße und Prinz-Oskar-Straße gebe, komme es zu Verwirrung. Es heißt hier, dass die Oskarstraße nach dem Vornamen des früheren Lichtenberger Oberbürgermeisters Oskar Ziethen benannt sei.
Das Straßenverzeichnis Kauperts schreibt aber, dass die Oskarstraße den preußischen Prinzen ehrt. Die Straße liegt zudem in der Waldsiedlung, für deren Bau bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Planungen vorlagen. 1920 wurde sie dann zuerst dokumentiert und später sei die Straße in Plänen wieder ohne Namen gewesen, 1929 hieß sie auf einem Plan sogar Rabenweg. Für die Benennung nach Prinz Oskar spricht, dass die Straße neben dem ehemaligen „Prinzenviertel“ liegt. Das war ein Viertel in Karlshorst, in dem alle Straßen nach preußischen Prinzen benannt wurden. In den 1950er-Jahren wurden die Straßen alle umbenannt und erhielten die Namen von Gewässern. Womöglich wurde die Oskarstraße dabei vergessen.
Wer war Prinz Oskar?
Generalfeldmarschall Prinz Oskar von Preußen war der fünfte Sohn von Kaiser Wilhelm II. und somit der Bruder von Eitel Friedrich von Preußen, den im Bezirk ebenfalls eine Straße ehrt. Er heiratete am 31. Juli 1914 Gräfin Ina Marie von Bassewitz und von Ruppin (1888-1973). Sie bekamen vier Kinder: Oskar, Burchard, Herzeleide-Ina Marie und Wilhelm-Karl. Er war im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg bis zum Prinzenerlass als Generalfeldmarschall tätig und wurde wie alle preußischen Prinzen 1943 aus der Wehrmacht entlassen.
Politisches Engagement
Er war Mitglied der antisemitischen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Die DNVP war nationalistisch und gegen die Verfassung der Weimarer Republik eingestellt. Sie lehnten den Versailler Vertrag, der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs geschlossen wurde strikt ab. In der Partei vertraten Personen wie Alexander Freiherr von Freytag-Loringhoven (1878-1942) offen antisemitische Positionen und machten damit Wahlwerbung.
1929 organisierte die DNVP außerdem mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) einen Volksentscheid gegen den Young-Plan, durch den die Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg geregelt waren. Das bedeutet, dass die Partei die Zahlungen, die das Deutsche Reich an die Siegermächte des Kriegs zahlen musste, senken wollte. Der Plan scheiterte zwar, allerdings verhalf die DNVP der NSDAP dadurch zu mehr Popularität, was sich an den Wahlen 1930 zeigte. 1933 schloss sich die DNVP in einer Koalition mit der NSDAP zusammen, wodurch sie der Partei zur Macht verhalfen.
Darüber hinaus war Prinz Oskar nach 1918 Mitglied im antisemitischen Stahlhelm, Bund der Frontkämpfersoldaten. Die Gruppe gründete sich 1918 nach Ende des Ersten Weltkriegs. Im sogenannten Versailler Vertrag, der im Schloss Versailles zwischen den Siegermächten und dem Deutschen Reich geschlossen wurde, stand auch das Verbot, eine Armee zu haben. Ehemalige Soldaten gründeten daraufhin den Stahlhelm und sprachen sich gegen die Weimarer Republik und die demokratische Verfassung aus. Sie setzten sich für eine Wiedereinführung der Monarchie ein.
Die Hohenzollern sprachen sich zwar teilweise gegen den Nationalsozialismus aus, aber nicht aus einer antifaschistischen Perspektive, sondern weil sie selbst wieder an die Macht kommen wollten. Sie unterstützten die NSDAP daher als Verbündete, um selbst wieder mehr Einfluss zu erlangen, was im Endeffekt scheiterte.
Fazit
Von Prinz Oskar von Preußen sind zwar nicht direkt judenfeindliche Aussagen überliefert, jedoch engagierte er sich in offen antisemitischen Bündnissen, die dem Nationalsozialismus den Weg bereiteten und war in der Wehrmacht in einer leitenden Position tätig.
Literatur
Archivmaterial
- LAB A Rep. 047-08 Nr. 11
- Museum Lichtenberg: Manuskript Günter Bergner „Karlshorster Straßennamen Erzählen“
Internet
- bpd (Hg.): Deutschnationale Volkspartei (DNVP), URL: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17349/deutschnationale-volkspartei-dnvp/, 01.09.2025.
- Das Bundesarchiv (Hg:) Oskar (Karl Gustav Adolf) von Preußen, URL: https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/1000/adr/adrmr/kap1_3/para2_37.html, 05.09.2025.
- Kauperts (Hg.): Oskarstraße, URL: https://berlin.kauperts.de/Strassen/Oskarstrasse-10318-Berlin, 05.09.2025.
- Lexikon der Wehrmacht (Hg.): Prinz von Preußen. Oskar, URL: https://lexikon-der-wehrmacht.de/Personenregister/P/PrinzvonPreussenOskar-R.htm, 06.09.2025.
- LeMo (Hg.): Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), URL: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/innenpolitik/dnvp, 01.09.2025.
Literatur
- Sabrow, Martin: Die Hohenzollern und die Demokratie nach 1918 Teil I, in: Deutschland Archiv, 18.12.2020, URL: www.bpb.de/324774.
- Sassmannshausen, Felix von: Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. 2021, URL: https://img.welt.de/bin/Dossier_bn-235636290.pdf, 01.09.2025.



