Am 2. Dezember 2022 wurde die Lüderitzstraße im sog. Afrikanischen Viertel umbenannt. Sie ehrt seitdem Cornelius Fredericks (1864-1907), der den Widerstand der !Aman gegen die deutschen „Schutztruppen“ leitete.
Die Straße wurde 1902 nach dem Bremer Kaufmann Adolf Eduard Franz Lüderitz (1834-1886) benannt. Der Tabakhändler wollte im Gebiet des heutigen Namibia mit Alkohol und Waffen handeln und spekulierte auf Bodenschätze. Um sein Vorhaben durchzusetzen, kaufte er Land von den dort lebenden ǃAman – auch Bethanien-Nama genannt. Dabei ließ er seinen Vertragspartner glauben, es handele sich um die übliche englische Meile. Stattdessen hielt er vertraglich die geographische Meile fest, weshalb er das Land sehr günstig erhielt.
Mit diesem „Meilenschwindel“ genannten Trick, der die Unwissenheit der Bevölkerung ausnutzte, sicherte er sich einen Großteil der afrikanischen Westküste und nannte sie Lüderitzland. Dabei war seine Idee, die Entstehung eines deutschen Kolonialreichs bis zur Ostküste Afrikas.
Nach einer offiziellen Legitimierung des Kaufs durch den Kolonialbeamten Gustav Nachtigal wurde dort 1884 die Kolonie “Deutsch-Südwestafrika” gegründet. Bis 1914 kamen rund 15.000 weiße Siedler:innen in die neue Kolonie – darunter mehr als 12.000 Deutsche. Die kolonisierte Bevölkerung wurden von den europäischen Siedler:innen verdrängt, unterdrückt, entrechtet und enteignet.
Straßenumbenennung nach Cornelius Fredericks
1904 kam es aufgrund der menschenverachtenden Unterdrückung in „Deutsch-Südwestafrika“ zu einem einen Aufstand der Ovaherero und Nama. Infolgedessen brachten die deutschen „Schutztruppen“ einen Großteil der Bevölkerung in einem Genozid um.
Auch der Kirchenälteste aus Bethanien, Cornelius Fredericks, schloss sich dem Aufstand an. Bald befehligte er den Guerillakampf, weswegen die deutsche Regierung ein hohes Kopfgeld auf ihn aussetzte. 1906 musste Fredericks kapitulieren. Er wurde in einem Konzentrationslager in der Lüderitzbucht eingesperrt und verstarb dort 1907.
Bereits im April 2018 gab es einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Mitte die Lüderitzstraße zur Cornelius-Fredericks-Straße umzubenennen, der durch verschiedene Klagen jedoch immer weiter verzögert wurde.
