Johannes-Itten-Straße
Weißensee
Die in Berlin Weißensee liegende Johannes-Itten-Straße wurde nach dem 1888 in der Schweiz geborenen Johannes Itten benannt, der Anhänger der Mazdaznan-Lehre war. Diese religiöse Lehre weist inhaltlich einen starken Bezug zu dem Gedankengut der Zeit der Nationalsozialisten auf.
Der Maler, Kunstpädagoge und Meister am Bauhaus Weimar wurde 1888 in Schweizer Kanton Bern geboren. Zunächst interessierte sich Itten für die Lehre, war für kurze Zeit Volksschullehrer, begab sich dann zu einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Studium nach Bern, um sich wieder zwei Jahre später einem Kunststudium zu widmen.
Walter Gropius und Johannes Itten lernten sich in Wien kennen, was dazu führte, dass Gropius ihn kurze Zeit später als Lehrer an das Bauhaus in Weimar einberuf. Dort lehrte Itten für vier Jahre, verließ das Bauhaus Weimar jedoch 1923, nachdem es zu Uneinigkeiten mit Gropius kam. Itten ging daraufhin in das Mazdaznan-Zentrum in der Schweiz, in dem er drei Jahre verbrachte. In den darauffolgenden Jahren lehrte er in Krefeld und Zürich, eröffnete eine Kunsthochschule in Berlin, die er aber kurze Zeit später wieder schließen musste. 1950 war er beteiligt an dem Aufbau des Museums Rietberg, welches er bis 1957 leitete. Im Jahr 1967 starb Itten in Zürich.
Mazdaznan-Lehre am Bauhaus Weimar
Durch einen seiner Schüler, Georg Muche, kam er zur Mazdaznan-Lehre. Eine „vegetarische Ernährung, regelmäßiges Fasten, eine Atem- und Sexuallehre sowie zahlreiche Gesundheitsvorschriften gehören zur Praxis dieser Lehre“ (Droste 2012, S. 32). Die Anhänger trugen kahlrasierte Köpfe und bildeten eine Einheit, hielten Vorträge und Übungen, machten Beratungen und Gottesdienste. Sogar die Kantine des Bauhauses kochte zeitweise vegetarisch nach den Vorschriften der Mazdaznan-Lehre. Das Ziel der Mazdaznan-Lehre war es, Vollkommenheit und Harmonisierung zu erreichen
Problematik Mazdaznan-Lehre
Die von den Vertreter:innen propagierten Glaubenssätze beruhen auf einer Rassenideologie, die besagt, dass die weiße Rasse rein gehalten werden müsse und auf der höchsten Kulturstufe stehe. Als Mittel zum Zweck diente beispielsweise die sogenannte „vorgeburtliche Erziehung“, die dazu diente, Kindern Menschen zu erschaffen, die aus der Sicht der Lehre als vollkommen bewertet werden können. Durch den Einfluss auf die Eigenschaften von einzelnen Menschen könne eine Weiterentwicklung der „arischen Rasse“ vollzogen werden. (Jelinek-Menke, 2013)
Stand der Umbenennung
Bisher gibt es in Berlin keine Debatten zur Umbenennung der Johannes-Itten-Straße. In München wurde jedoch schon 2012 eine gleichnamige Straße umbenannt.
Unsere Empfehlung
Um die Grausamkeit der Rassenlehre und der Eugenik zu verdeutlichen, wäre es möglich, die Straße nach einer:m Überlebenden von Menschenversuchen und damit auch der Umsetzung dieser Ideologien zu benennen. Infrage kommen hierfür beispielsweise Überlebende des KZ-Arztes Carl Clauberg, welcher zahlreiche Menschenversuche an KZ-Insassinnen durchgeführt hat. Infragekommen würden zum Beispiel Eva Golgevit, Leny Adelaar und Germaine Pitchon.
Literatur
Droste, Magdalena (2012): Bauhaus 1919-1933, Köln 2012.
Jelinek-Menke, Ramona: Ein solches Kind ist ein wahrer Erlöser, in: Zeitschrift für junge Religionswissenschaft, Online erschienen am 31.12.2013, URL: http://journals.openedition.org/zjr/315, 29.09.2022.