Cecilienallee
Hermsdorf
Der Straße wurde vor 1922 nach der preußischen Kronprinzessin Cecilie (1886 – 1954) benannt, die Schirmherrin des antisemitischen Bundes “Königin Luise” war und nationalsozialistische Ideologien propagierte.
Cecilie Auguste Marie Herzogin zu Mecklenburg wurde in Schwerin als Kind des Großherzogs Friedrich Franz III. von Mecklenburg (1851 – 1897) und der Großherzogin Anastasia (1960 – 1922) geboren. Sie heiratete 1905 den Kronprinzen Wilhelm von Preußen (1906 – 1940) und ist somit die letzte preußische Kronprinzessin gewesen. Sie galt beim preußischen Volk als beliebt und wurde für ihr modisches Auftreten und ihre Schönheit gelobt. Darüber hinaus setzte sie sich für die Frauenbildung ein.
Zum Ende des ersten Weltkriegs weigerte sich Cecilie mit dem Kronprinzen Wilhelm sowie dem abgetretenen Kaiser Wilhelm II. (1859 – 1941) und dessen Frau Auguste Viktoria (1858 – 1921) ins Exil zu gehen. Cecilie setzte sich nach Kriegsende weiterhin für monarchistische Organisationen ein.
Engagement nach dem Krieg
Ab 1924 war sie Schirmherrin des “Bundes Königin Luise”, einer rechtskonservativen und antisemitischen Organisation, die nach Königin Luise von Preußen (1776 – 1810) benannt war. Der Bund war eine Schwesterorganisation des “Stahlhelms”, ein nach dem Krieg gegründeter Wehrverein. 1928 wurde dann ein eigener Frauenbund des Stahlhelms gegründet, der von der Familie der Hohenzollern gestützt und von Cecilie von Preußen geleitet wurde. Juden und Jüdinnen sowie “fremdrassige” Menschen waren von der Mitgliedschaft ausgeschlossen. 1933 war der “Bund Königin Luise” mit 200.000 Mitgliedern der größte Frauenverband Deutschlands. Die Organisation unterstützte als einer der ersten Frauenverbände offen die NSDAP und unterstellte sich nach der Machtübernahme der nationalsozialistischen Partei. Der Bund trug zur Verbreitung der antisemitischen und rassistischenRassismusDer Begriff Rassismus lässt sich als ein Diskriminierungsmuster und Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse beschreiben. In modernen Gesellschaften sind es vor allem kulturelle Merkmale, über die Menschen abgewertet und ausgeschlossen werden. Das hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Chancen und die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Integration der Betroffenen. Ideologie bei und bereitete dem Nationalsozialismus den Weg in Deutschland. Außerdem propagierte die Organisation schon früh ein völkisches, nationales Frauenbild.
1934 wurde der “Bund Königin Luise” aufgelöst und in das “Deutsche Frauenwerk” integriert. Kronprinzessin Cecilie zog sich daraufhin auf ihrem Anwesen Cecilienhof vor der Öffentlichkeit zurück und widmete sich leidenschaftlich der Musik. 1945 floh sie mit ihrer Familie vor der Roten Armee nach Bad Kissingen in Bayern und geriet zunehmend in Vergessenheit.
Bereits 1910 wurde die Verbindungsstraße und der anliegende Platz in Marzahn-Kaulsdorf nach Cecilie von Preußen benannt. Nach Umbauarbeiten 1984 wurde die Straße in der DDR nach dem Politiker Albert Norden (1904 – 1982) benannt. Durch einen Senatsbeschluss zur Umbenennung von Straßennamen erhielt die Straße 1992 wieder den historischen Namen.
Stand der Umbenennung
In ganz Deutschland ehrten zahlreiche Straßen Cecilie von Preußen. Die Meisten wurden jedoch nach 1945 umbenannt. Trotz alledem tragen in Berlin noch die Cecilienstraße und der Cecilienplatz, die Cecilienschule in Wilmersdorf und die Schöneberger Ceciliengärten ihren Namen. Außerdem wurde das Schloss Cecilienhof in dem sie von 1917 bis 1945 mit Unterbrechungen wohnte nach ihr benannt.
Unsere Empfehlung
Nach dem Berliner Straßengesetz sollen Straßen und Plätze, die nach Wegbereiter:innen der nationalsozialistischen Ideologie benannt sind, umbenannt werden. Cecilie von Preußen kann durch ihr antisemitisches und national-konservatives Engagement als Wegbereiterin angesehen werden. Wir empfehlen daher eine kritische Aufarbeitung und Umbenennung der Straßen und Plätze in Berlin.
Literatur
- Taz Archiv (Hg.): Preußischer Militarismus und weibliche Führerliebe, abrufbar im Internet: URL: https://taz.de/Hohenzollern-und-Nationalsozialismus/!5744017&SuchRahmen=Print/, 26.12.2021.
- Urbach, Karina: Nützliche Idioten. Die Hohenzollern und Hitler, in: Biskup, Thomas/ Minh, Truc Vu/ Luh, Jürgen (Hg.): Preußendämmerung. Die Abdankung der Hohenzollern und das Ende Preußens. Heidelberg 2019.
- Sabrow, Martin: Die Hohenzollern und die Demokratie nach 1918, in: Bundeszentrale für politische Bildung, 18.12.2020, abrufbar im Internet: URL: https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/324774/die-hohenzollern-und-die-demokratie-nach-1918-i, 26.12.2021.
- Sassmannshausen, Dr. Felix/ Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus (Hg.): Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. Berlin 2021.