Andreas-Hofer-Platz
Pankow
Der Platz wurde nach dem Tiroler Andreas Hofer (1767–1810) benannt, der den Tiroler Aufstand 1809 anführte. Im Zuge der Unruhen kam es zu zahlreichen antijüdischen Pogromen und Vertreibungen.
Der Tiroler Aufstand bezeichnet die Erhebung der Tiroler gegen die französische und bayerische Besatzung im Zuge des Fünften Koalitionskriegs (oder auch Österreichisch-Französischer Krieg). Unter der Führung von Andreas Hofer wurde das Land von der Besatzung befreit und bis zum Herbst desselben Jahres verteidigt. Hofer wurde in diesem Krieg als Regent von Innsbruck eingesetzt. Dann wurde der Aufstand niedergeschlagen.
Andreas Hofer floh und wurde am 28. Januar 1810 von Besatzungssoldaten gefangen genommen. Er wurde nach Mantua gebracht, dem Hauptquartier des französischen Vizekönigs von Italien Eugène Beauharnais (1781 –1824), der Hofer eigentlich begnadigen wollte. Der französische Kaiser Napoleon ordnete allerdings persönlich die unverzügliche Exekution Hofers an, die am 20. Februar 1810 durchgeführt wurde. Andreas Hofer wurde zunächst im Pfarrgarten der Zitadelle in Mantua begraben. 1823 wurden seine sterblichen Überreste in der Innsbrucker Hofkirche beigesetzt. Nach der Niederlage Napoleons 1814 fiel Tirol wieder an Österreich.
Hofer wird im deutschsprachigen Teil Tirols als Volksheld und Freiheitskämpfer verehrt. Spannend ist hier seine nationale Vereinnahmung einerseits und sozialistische Darstellung als Arbeiter andererseits. Die österreichische Monarchie verehrte ihn ab Ende des 19. Jahrhunderts als habsburgischen Helden, da er sich für die Angliederung Tirols an Österreich eingesetzt habe. Der 20. Februar ist sein Gedenktag und das Andreas-Hofer-Lied ist zudem die Landeshymne des österreichischen Bundeslands Tirol. Der Tiroler Volksaufstand wurde zunehmend national glorifiziert und auch im “Vormärz” 1848 in Deutschland als Symbol genutzt.
Im Nationalsozialismus konnten die Österreicher abstimmen, ob sie sich dem Deutschen Reich anschließen wollten. Das erste Bundesland, dass fast vollständig mit “Ja” stimmte war Tirol. In den Vorbereitungen zur Volksabstimmung wurde Andreas Hofer und der Volksaufstand 1809 nationalsozialistisch instrumentalisiert. Er wurde zunehmend als deutscher Held, der sich für ein Großdeutsches Reich einsetzte, dargestellt, obwohl Hofer gegen die bayerische Besatzung gekämpft hatte. Nichtsdestotrotz gründete sich in Südtirol der “Andreas-Hofer-Bund”, der sich gegen den Faschismus einsetzte. Der Bund war eine katholische Gruppierung, die zwar gegen die italienische Herrschaft über Südtirol war und sich eine Angliederung an Österreich wünschte, sich jedoch auch aktiv gegen den Faschismus aussprach.
Das Denkmal bröckelt
Dennoch gibt es an seinem Andenken Kritik. Hofer habe sich nicht nur für die “Befreiung” Tirols eingesetzt, sondern auch für die Wiedereinführung des Glaubensmonopols der katholischen Kirche. Im Zuge des von ihm angeführten Tiroler Aufstands kam es zu zahlreichen Pogromen gegen jüdische Personen.
Zudem war Hofer Impfgegner und setzte sich gegen die Pockenimpfung ein, als Napoleon 1807 mit Bayern als Vorreiterland die Impfpflicht einführen wollte. Während seiner kurzen Regentschaft hob er die Impfpflicht kurzerhand wieder auf.
Von Tirol nach Pankow
Im Berliner Bezirk Pankow wurden Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Straßen nach Orten oder Persönlichkeiten aus Tirol benannt, das sog. “Tiroler Viertel”. Der Andreas-Hofer-Platz erhielt 1910 seinen Namen.
Unsere Empfehlung
Andreas Hofer wurde nach seinem Tod von unterschiedlichen Seiten vereinnahmt. Wir empfehlen daher die kritische Aufarbeitung dieser Bedeutungsschichten sowie eine Überprüfung seiner antisemitischen Ansichten. Wir konnten durch unsere Recherchen nicht überprüfen, inwiefern Andreas Hofer die antijüdischen Pogrome 1809 befördert oder gutgeheißen hat. Jedoch gab es zahlreiche Pogrome unter seiner Regentschaft 1809 in Innsbruck, wobei der Einfluss Hofers naheliegt.
Literatur
- Bachhofer, Herbert: Mythos Andreas Hofer. abrufbar im Internet: URL: https://phaidra.univie.ac.at/open/o:1297646m 26.12.2021.
- Sassmannshausen, Dr. Felix/ Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus (Hg.): Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. Berlin 2021.