Fliegerviertel
Tempelhof
In der 1911 errichteten Gartenstadt Neu-Tempelhof, welche als „Fliegerviertel“ bezeichnet wird, sind aufgrund der Nähe zum Flugfeld in Tempelhof zahlreiche Straßen nach Pilot:innen benannt. Problematisch sind hier 16 Straßen, die nach Soldaten der Deutschen Luftwaffe im Ersten Weltkrieg benannt sind, dort. Im Nationalsozialismus wurden die im Krieg verstorbenen Jagdflieger als Helden ikonisiert. Durch Film- und Buchadaptionen sollten ihre „Heldentaten“ junge Menschen in den Kriegsdienst lotsen. Das bekannteste Beispiel ist hier die Darstellung von Manfred von Richthofen (1892 – 1918), dem sogenannten Roten Baron.
1935 wurde von Hermann Göring (1893 – 1946) zu Ehren Richthofens an seinem Todestag, dem 21. April, der „Ehrentag der Deutschen Luftwaffe“ eingeführt. Anlässlich des 18. Todestags 1936 erhielten auf Görings Anweisung 16 Straßen die Namen von Kampffliegern des Ersten Weltkriegs: Manfred-von-Richthofen-Straße, Bäumerplan, Boelckestraße, Gontermannstraße, Eschwegering, Hoeppnerstraße, Kleineweg, Leonhardyweg, Loewenhardtdamm, Peter-Strasser-Weg, Schreiberring, Thuyring, Werner-Voß-Damm, Wintgensstraße, Wolffring und Wüsthoffstraße.
Bei der Feierstunde würdigte der Generalinspekteur der Luftwaffe Erhard Milch (1892 – 1972) die „Helden“ und die Benennung wurde in der nationalsozialistischen Zeitung „Völkischer Beobachter“ zelebriert.
Das „Fliegerviertel“ nach dem Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg plante der Berliner Magistrat neue Straßennamen für das Viertel. Die Flieger sollten durch pazifistische Schriftsteller:innen ersetzt werden. So war beispielsweise anstelle der Manfred-von-Richthofen-Straße die Benennung in Mühsamstraße nach dem Publizisten Erich Mühsam (1898 – 1934) vorgesehen. Dazu kam es jedoch nicht, stattdessen wurde 1957 eine Straße nach dem Piloten und NSDAP-Mitglied Ernst Udet (1896 – 1941) benannt.
2004 setzte sich die SPD-Fraktion dafür ein, eine bisher unbenannte Privatstraße im „Fliegerviertel“ nach Amelie „Melli“ Beese (1886 – 1925), der ersten deutschen Pilotin, zu benennen, um eine Frau zu ehren.